Diese Webseite verwendet Cookies zur Erfassung statistischer Nutzungsdaten.
Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Bulle und Bär
Home >  Publikationen > Aktuelles > Zypern-Rettung

Zypern als Experimentierfeld

Finger weg von Bankeinlagen!
Risiken völlig unkalkulierbar

Die gestrige »Rettungsaktion« für Zypern veranlasste mich heute morgen ins Büro zu fahren, um Ihnen diese Info zusammen zu stellen:

Zypern ist weit weg und wirtschaftlich unbedeutend und insofern wird es die meisten wohl wenig interessieren, was dort vor sich geht.

Jedoch beinhaltet die gestrige »Rettung« erneut einen »Meilenstein« im Trauerspiel der EuroKrise.
Ich will Sie hier nicht mit den Details langweilen, jedoch gilt es ein Novum zu berichten: Erstmals werden Sparer für die »EuroRettung« zur Kasse gebeten. Alle Einlagen unter 100.000 Euro müssen 6,75% abgeben. Einlagen darüber werden mit 9,9% besteuert.

Vielleicht fragen Sie sich nun: »Was geht mich das an?«. Oder Sie denken »Gut dass die ganzen Mafiosos, Schwarzgeldparker und Steuerhinterzieher endlich mal zur Kasse gebeten werden.« Darüber kann man sicherlich diskutieren. Hier sei angemerkt, dass Zypern zwar als Steuerund Schwazgeldoase gilt, trotzdem machen ausländische Guthaben lediglich rund 1/3 der Bankeinlagen in Zypern aus. Es trifft also überwiegend den Kleinsparer und den Mittelstand. Sicherlich haben in den letzten Wochen und Monaten viele ausländische Investoren die Guthaben bereits transferiert. Auch sind viele dieser Gelder gar nicht auf BankKonten, sondern benutzten Bankkonten nur auf dem Weg hin zu Investitionen – zum Beispiel in die russische Wirtschaft. Das bedeutet – das Geld war kurz da – wurde »in einen Briefkasten gesteckt« und von dort »sauber« wieder weiter »verschickt«.

Verfechter des freien Marktes werden sicherlich sagen: »Gut, dass nun auch mal die Bankkunden zahlen müssen – schließlich haben sie es vernachlässigt zu überprüfen wem sie ihr Geld anvertraut haben« – auch das ist sicherlich eine berechtigte Sichtweise.
Ich möchte aber an dieser Stelle keine Diskussion darüber losbrechen, ob es »die richtigen« erwischt oder ob man die Lasten hier anders auf Sparer und Investoren verteilen hätte müssen. Warum müssen nicht die Banken, bzw. deren Anteilseigner und Gläubiger selbst einen Teil dazu beitragen ?
Es geht ganz einfach um Folgendes: In Folge der Finanzkrise wurde die Einlagensicherung im Euroraum auf 100.000 Euro erhöht – siehe Richtlinie 2009/14/EG (CELEX Nr: 32009L0014)

Auch in Zypern gilt diese Einlagensicherung.

Nun werden auch dem Kleinsparern 6,75% Ihres Vermögens genommen. Beim einem SparbuchZinssatz von rund 0,5% braucht man übrigens ziemlich genau 13 Jahre um 6,75% zu verdienen.

Die Beteiligung der Sparer an der Rettungsaktion wird übrigens »Steuer« genannt. Die Einlagensicherung als Solches ist dadurch also nicht beschädigt. Denn schließlich wird ja nicht die Einlage reduziert – sie wird lediglich besteuert – und für Steuern muss man schließlich zahlen.

Übrigens: Zyprische Guthaben werden enteignet – Kredite bleiben in voller Höhe bestehen….

Die FAZ bezeichnet die EuroRettung als »Regelbruch in Permanenz«. In dem verlinkten Artikel sind übrigens bei Weitem nicht alle Regelbrüche aufgelistet. Auch könnte man die Regelbrüche um »alternativlose« »einmalige« »Ausnahmen« erweitern – das würde aber inzwischen wohl eher ein ganzes Buchregal füllen.

Zurück nach Zypern:

Den Medienberichten zu Folge kam es gestern morgen (Samstag) zu einem BankRun in Zypern. Einige Banken haben dort auch Samstags geöffnet. Konsequenz: Die Banken wurden geschlossen, die Onlinesysteme wurden abgeschaltet. Keiner soll mehr flüchten können.

Mal wieder wurden solche Maßnahmen übrigens an einem Samstag – also zum Start des Wochenendes verkündet. Und wie zufällig ist der Montag auch noch ein Feiertag in Zypern.

Was bedeutet das nun für Sie konkret?

An dieser Stelle möchte ich zwei Zitate des bis vor Kurzem amtierenden Euro-Gruppen-Chefs
Jean-Claude Juncker bringen – die Sie sicherlich schon mal gehört haben:

»Wenn es ernst wird, muss man lügen.« auf einer Abendveranstaltung zur Euro-Krise in Brüssel im April 2011 dapd, zitiert nach spiegel.de

»Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.«zitiert von Dirk Koch: Die Brüsseler Republik. Der SPIEGEL 52/1999 vom 27. Dezember 1999, S. 136, spiegel.de
Quelle: http://de.wikiquote.org/wiki/JeanClaude_Juncker


Nach einer nicht enden wollenden Reihe von Tabu- und Vertragsbrüchen wurde nun eine neue Stufe erklommen – die direkte Enteignung. Ohne lange Diskussion – es wird ein »schönes« Wochenende abgewartet und dann lesen Sie am nächsten Morgen in der Zeitung, dass ein Teil Ihres Geldes dem Allgemeinwohl zum Opfer gefallen ist.

Für den Fall, dass die Umsetzung solcher Maßnahmen ein paar Tage länger dauern sollte, hat man in Deutschland klugerweise schon vorgesorgt: Der §47 im Kreditwesengesetz besagt, das die Bundesregierung durch Rechtsverordnung den Zahlungsverkehr einstellen kann. Kein Parlament, kein Gesetz – nichts ist dazu notwendig. Nur eine Rechtsverordnung.

Zu den obigen Zitaten und Maßnahmen passen natürlich auch die unzähligen Maßnahmen in Bezug auf Bankkonteneinsicht, Steuer-»Transparenz« und die vorangetriebene Abschaffung von Bargeld – wie sie in Schweden vor Kurzem eingeführt wurde. Alles Maßnahmen, die Terroristen, Illegale, Mafia und  Steuerhinterziehung bekämpfen. Zum Schutz der Allgemeinheit. Natürlich. Wozu auch sonst.

Finger weg von Bankeinlagen!

Am Beispiel Zypern sehen Sie, was die Einlagensicherung und die staatlichen Garantien wert sind. NICHTS!! Das Risiko für Bankeinlagen ist im Fall der Fälle völlig unkalkulierbar. Es gibt keine Anlage ohne Risiko. Es wird Zeit, dass die Bürger von diesem Traum erwachen! Das ist alles nur vorgegaukelt – um schlimmere Ausdrücke an dieser Stelle zu vermeiden. Dazu kommt, dass Ihr persönlicher Vertragspartner – also die Bank Ihres Vertrauens – in der Regel faktisch so gut wie insolvent ist. Schauen Sie sich mal die Bilanz »Ihrer« Bank an – suchen Sie nach Eigenkapital, stellen Sie das ins Verhältnis zu den Kundeneinlagen oder zur Bilanzsumme und rechnen Sie sich aus, welche Risiken Ihre Vertrauens-Bank wirklich noch ertragen kann. Vergleichen Sie die Bilanz mit Bilanzen von Banken, die in der Vergangenheit bereits pleite gegangen sind! Sie werden erschüttert sein!

Natürlich wird Ihnen »Ihr« Banker oder »Ihre« Bankerin was Anderes erzählen. Staatliche Garantie, Einlagensicherung, zusätzlicher, freiwilliger Einlagenschutz, Risikostreuung, risikolose Fristentransformation und so weiter. Was sollte sie oder er Ihnen auch sonst sagen? Fragen Sie weiter – fordern Sie mal  Nachweise über Zahlungen an oder Guthaben bei den Sicherungsinstitutionen. Fragen Sie die Sicherungsinstitutionen direkt nach konkreten Zahlen – welches Guthaben deckt welche Garantiesumme ab – das habe ich alles schon gemacht. Auch ich war erschüttert. Wenn dringend Geld gebraucht wird, dann wird der Staat es sich dort holen, wo etwas zu holen ist, die Bürgen nicht flüchten können und wo er einfach dran kommt. Das sind nun mal vor allem Bankeinlagen und natürlich auch Immobilien.

Natürlich kann es auch zu solchen Maßnahmen bei Aktien oder Gold oder in jeder Anlageform kommen – aber der Staat muss dort hin, wo etwas zu holen ist. Also an die »Masse des Geldes« – und die Masse des Geldes liegt in Deutschlang sicher nicht in Aktien oder Edelmetallen – sondern eindeutig auf der Bank und in Immobilien.

Das alles kommt nicht überraschend in ist schon lange hier im »Repertoire des Schreckens« zu finden.

Auch wenn es uns in Deutschland im Moment ganz gut geht – und wenn es auf Grund der Zyklik und der angeleierten Reformen in einigen Krisenländern wieder bergauf geht – der nächste Abschwung kommt bestimmt. Aufgrund der demografischen Lage in Europa ist in den nächsten Jahren mit weiteren, alt bekannten und völlig neuen Problemen zu rechnen.

Zypern ist das „Junckersche Experimentierfeld“ – Man beschloss etwas – jetzt guckt man ob und was passiert. Sofern Zypern in den nächsten Wochen Brüssel nun nicht den Krieg erklärt, wird man Schritt für Schritt weitermachen – bis es kein Zurück mehr gibt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende.

 

Hier ein paar Links zu den Themen:

Zypern-Rettung

Abschaffung Bargeld

Juncker-Zitate