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Bulle und Bär
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Platzt jetzt die größte Blase aller Zeiten?

Während ich diesen Jahresausblick schreibe, werden die globalen Märkte aufgrund von Meldungen einer neuen Virus-Variante aus Südafrika durchgeschüttelt. Den ersten Meldungen nach ist diese Variante anscheinend die bisher ansteckendste, aber vermutlich nicht die Schlimmste. Sollten sich die ersten negativen Meldungen und Befürchtungen bestätigen, könnte sich dieser Ausbruch als »schwarzer Schwan« für die Weltwirtschaft und die Aktienmärkte herausstellen. Allerdings ist es jetzt noch zu früh, das zu beurteilen.

Die Virussituation und die damit einhergehenden Maßnahmen sind für viele eine schwere persönliche, psychische und finanzielle Last. Einige Wirtschaftsbereiche wurden trotz vieler Hilfsmaßnahmen stark betroffen. Die Insolvenzzahlen nehmen stark zu. In den drei Jahren vor Corona lagen wir in Deutschland mit abnehmender Tendenz bei von 94 – 104.000 Insolvenzen pro Jahr. Im Jahr 2020 gab es nur knapp 66.000 Insolvenzen (da die Vorschriften massiv erleichtert, bzw. ausgesetzt wurden). Allein in den ersten 8 Monaten 2021 aber lag die Zahl der Insolvenzen bereits bei fast 83.000.

Der Arbeitsmarkt kam im Vergleich relativ glimpflich davon. Aktuell haben wir nur 200.000 Arbeitslose mehr als vor Corona. Allerdings sind immer noch rund 760.000 Arbeitnehmer in Kurzarbeit. In der Eurozone läuft es am Arbeitsmarkt besser. Die Anzahl der Beschäftigten hat per November 21 bereits einen neuen Höchststand erreicht und sogar das Vor-Corona-Hoch überschritten. Die Arbeitslosenquote in Europa ist mit 7,4% immer noch um 2%-Punkte höher als in Deutschland – aber beide Zahlen sind nahe ihrer Allzeit-Tiefs. Auch in den USA zeigt sich der Arbeitsmarkt robust. Die »offizielle« Arbeitslosenquote liegt bei 4,6% - die besser vergleichbare Arbeitslosenzahl »U6« liegt bei 8,3%.

Die Unternehmensgewinne in Summe sprudeln ebenfalls – vielen Unternehmen geht es besser als je zuvor. Folglich erscheint es gerechtfertigt, dass die meisten Aktienkurse in den letzten Monaten deutlich gestiegen sind. Fundamental sind Aktien nach vielen Messgrößen teuer – vor allem amerikanische Titel erscheinen im Verhältnis teurer, als die Titel aus anderen Märkten. Die bekannteste Zahl zur Bewertung von Aktien ist das sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Dieses steht für den amerikanischen Markt im Moment bei 25. Das bedeutet, dass es 25 Jahre dauert bis man als Investor – auf Basis der heutigen Gewinne – seine Investition wieder »zurückbekommt«. Amerikanische Technologie-Titel sind mit einem KGV von rund 30 deutlich teurer als der Gesamtmarkt.

Europäische Aktien sind mit einem KGV von etwa 20 bewertet. Das KGV des deutsche DAX-Index steht bei 14. Zumindest nach dieser Kennzahl erscheint der DAX günstiger als andere Aktien – allerdings darf man sich nur von dieser Kennzahl auch nicht blenden lassen – die Struktur der Aktien im DAX-Index ist stark zyklisch, was in der Regel mit (gerechtfertigten) Bewertungsabschlägen einher geht. Auch haben sich in der Vergangenheit amerikanische Unternehmen und die amerikanische Volkswirtschaft regelmäßig als deutlich flexibler und anpassungsfähiger gezeigt als die europäischen Pendants. Folglich muss diese Kennzahl nicht bedeuten, dass amerikanische Aktien in Zukunft schlechter laufen werden, als europäische.

Auch viele andere Kennzahlen zur Bewertung von Aktien zeigen historisch hohe Werte oder sogar Höchstwerte an – dazu zählen Kurs-Buchwert-Verhältnis, Wertpapierkredite oder auch das sogenannte Shiller-KGV.

Bedenkt man, dass die Bewertung der Titel VOR der letzten Finanzkrise deutlich niedriger war, als heute, so könnte man geneigt sein zu behaupten, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen sei, alle Aktien danke der historischen Höchststände zu versilbern.

Bevor Sie aber nun auf den Verkaufsknopf drücken, betrachten wir erstmal die Alternativen. Wer Cash hält, muss in der Regel aktuell -0,5% Zinsen bezahlen. Die deutschen Bunde-Anleihen (was als »sichere« Anlage bezeichnet wird) rentieren im Schnitt ebenfalls im negativen Bereich bei etwa -0,4%.

Für amerikanische Anleihen bekommt man je nach Laufzeit immerhin zwischen 0,5% und 2,0%. Umgerechnet bedeutet das, dass amerikanische Anleihen ein KGV zwischen 50 und 200 aufweisen. Man muss also zwischen 50 und 200 Jahren warten, bis man seine Investition über Zinsen wieder zurückbekommt.

Bei deutschen Anleihen kann man die Kennzahl nicht mehr berechnen, weil es keinen Gewinn mehr gibt, sondern nur noch einen »sicheren Verlust«. Anleihen und Cash scheinen also mittelfristig keine gute Alternative zu sein.

Bei Immobilien sieht es nicht viel besser aus. Je nachdem in welcher Region Sie wohnen und welche Art von Immobilie Sie betrachten sind die Ergebnisse natürlich stark unterschiedlich. Vielerorts sind Bruttorenditen von 3% eher eine Rarität, sofern Sie überhaupt noch »kaufbares Material« am Markt finden. 3% klingt erstmal nicht schlecht – bedenkt man aber, dass es sich hier um Bruttorenditen handelt, scheint es fraglich, ob man für die eingegangenen Risiken (bei Einzelimmobilien) tatsächlich ansprechend entlohnt wird. Natürlich relativiert sich diese Rendite, wenn man mit einer hohen Fremdfinanzierung arbeitet. Das lassen wir aber außer Acht – schließlich könnte man auch alle anderen Kapitalanlagen mit zusätzlichem Fremdkapital erwerben, was deren Kennzahlen genauso relativieren würde.

Aber nicht nur Aktien, Immobilien und Anleihen zeigen historisch hohe Bewertungen – auch alle anderen Formen, die man in irgendeiner Form als Kapitalanlage bezeichnen kann, sind historisch teuer. Kunstwerke, Oldtimer und Kryptowährungen – überall scheint massive Spekulation ausgebrochen zu sein. Einige Marktkommentatoren sprechen deswegen wird auch von der »Bubble of everything« – also von einer Anlageblase in allen nur erdenklichen Segmenten – und damit der größten Blase aller Zeiten.

Der Grund für diese massive Spekulation und die extrem hohen Bewertungen sind die (künstlich) extrem niedrig gehaltenen Zinsen und die massiven Gelddruck-Orgien der Notenbanken. Nichts anderes. Es ist nicht der böse Raubtierkapitalismus, der zu diesen Exzessen führt – sondern es sind staatliche Eingriffe und die Aktionen der Notenbanken – nur falls Sie irgendwann in der Zukunft mal einen Schuldigen suchen sollten. Solange es gut geht, ist alles wunderbar.

Da sich inzwischen zu den nicht vorhandenen Zinsen auch noch deutliche Inflationsraten gesellen, haben wir eine historisch hohe negative Realverzinsung. Das bedeutet, dass man als Anleger in »sicheren Anlagen« jedes Jahr massiv Geld verliert, weil die Inflation die »Erträge« bei Weitem kompensiert. Bisher hat es auf dem Papier nichts oder so gut wie nichts gekostet, wenn man sehr konservativ investiert hat – obwohl der Euro-Geldmarkt schon seit Jahren nur konstant negative Erträge bringt. Werden die Anleger solcher »assets« nun aber mit deutlich hohen Inflationsraten konfrontiert, dann wird auch hier ein Umdenkprozess statt finden.

So teuer Aktien im Moment im historischen Bezug auch sein mögen, in Relation zu den Alternativen sind die Aktienmärkte immer noch relativ günstig! Zusätzlich haben viele Firmen sicherlich die Möglichkeit die Teuerungsraten an die Verbraucher »weiterzugeben« – wie man es so schön formuliert. Aktien bieten somit zumindest teilweise auch einen Inflationsschutz.
Damit kommen wir zum zweiten großen Part dieses Reports – dem Thema »Inflation«.

Inflation, Deflation, Stagflation, Hyperinflation

Gut 12 Jahre lang haben die Notenbanken nach der Finanz- und Eurokrise versucht, das System zu »reflationieren« – mit der massiven Geldmengenausweitung aufgrund von Corona haben sie es jetzt geschafft. Wir ersparen uns hier detaillierte Zahlen zu den Ausweitungen der Notenbankbilanzen aufzulisten – sie kennen diese sicherlich aus der einschlägigen Presse.

Hurra! Endlich ist die Inflation wieder da!

In unserem Jahresausblick für 2021 haben wir dieses Thema ab dem 3. Quartal 2021 »in Aussicht« gestellt. Wir schrieben damals:

  • Tatsächlich dürfte der zu erwartende Inflationsdruck auch für Gefahren sorgen. Allerdings sehen wir dies noch nicht unmittelbar, sondern frühestens für den Zeitraum ab dem dritten Quartal 2021 oder gar erst ab 2022. Ebenso darf man auch die Gefahr nicht von der Hand weisen, dass sich aus steigenden Inflationszahlen mittelfristig wieder deutlich steigende Marktzinsen ergeben, was der Party einen Dämpfer verpassen dürfte. Und wenn man ganz weit denkt, ist es auch möglich, dass diese Gemengelage sogar zu einem Punkt führt, an dem die finanzielle Schuldentragfähigkeit von Staaten erneut als großes Thema auf den Tisch kommen wird. Aber bis dahin sollte noch etwas Zeit sein und wer sich aufgrund dieser Argumente von den Märkten fernhält, der dürfte lange Zeit den steigenden Kursen hinterherjammern oder hinterherlaufen – was die Kurse zunächst noch weiter befeuern dürfte.

Seit dem Sommer 21 sehen wir nun tatsächlich deutlich steigende Inflationsraten – weltweit. Zunächst kommentierten die Notenbanken die Inflation mit »transitory« – also einem nur vorübergehenden Phänomen.

In Deutschland wurde zuletzt eine offizielle Inflationsrate von 5,2% gemeldet. Die USA kommen sogar auf 6,2%!

In den letzten November-Tagen 2021 änderte sich das Wording der Notenbanken gewaltig. Der Begriff »transitory« wird nicht mehr gebraucht. Es wird inzwischen vor den Auswirkungen zu hoher Inflationsraten gewarnt. Zinsschritte der Notenbanken scheinen unausweichlich zu werden. Vermutlich wird es aber bei relativ kleinen und wenigen Zinsschritten bleiben. Diese haben eher symbolischen Charakter.

Einen angemessenen Zinssatz kann unser System im Moment gar nicht verkraften. »Angemessen« wäre bei einer Inflationsrate von 4,5% ein Zinssatz für Festgeld im Bereich von 5,5%-7,0%. Dass ein solches Zinsniveau im Moment völlig unrealistisch ist, werden wir wohl nicht im Detail erläutern müssen.

Im Moment befinden sich viele Volkswirtschaften in einer Stagflation – was ein Umfeld deutlicher Inflationsraten bei keinem oder nur geringem Wirtschaftswachstum bezeichnet.
Wie sich die Inflationsraten weiter entwickeln werden - darüber gehen die Meinungen stark auseinander.

Der Anstieg der Rohstoffpreise ging in den letzten Wochen etwas zurück – aber auf Jahressicht sehen wir immer noch Preissteigerungsraten von rund 60%. Von »Entspannung« ist man hier noch weit entfernt. Lediglich die Dynamik lässt nach.

Auch an dieser Stelle möchten wir Sie vor zu vielen Details bewahren. Verbraucherpreise, Importpreise, Großhandelspreise, Erzeugerpreise oder auch die Preiskomponenten der Einkaufsmanagerindizes – egal ob in Deutschland, Europa oder den USA – überall ein ähnliches Bild: Alle Kennzahlen weisen einen deutlichen oder sogar einen extremen Anstieg – gerade in den erst kürzlich gemeldeten Daten an. Und hier sprechen wir nicht von 1 oder 2%, nachdem wir nun lange Zeit überwiegend sogar über Deflation gesprochen haben. Wir sprechen von 5-6% bei den Verbraucherpreisen und sogar bis zu mehr als 20% (!) Anstieg bei den Importpreisen. Die Höhe und Dynamik ist in Summe die größte Dynamik seit Mitte der 70er Jahre, teils sogar die höchste in den gesamten Datenreihen. Es geht nicht um »ein bisschen mehr« Inflation, sondern tatsächlich um absolut dramatische Werte.

An den Arbeitsmärkten sehen wir deutlichen Aufwärtsdruck bei den Löhnen. Neue oder höhere Steuern und Abgaben stehen in Summe global ebenfalls auf der Agenda – auch wenn man sie immer wieder anders fürs Wählermarketing hübsch verpackt. Somit wird die Inflation in den nächsten Monaten sicherlich weiterhin spürbar bleiben. Ob sich daraus eine mehrere Jahre dauernde Lohn-Preis-Spirale in Gang setzt, ist heute noch völlig offen. Rund um den Globus werden weiterhin neue staatliche Konjunkturpakete, Infrastrukturprogramme oder Klimaschutzinvestitionen geplant und durchgeführt – auch das bringt sicherlich inflationäre Preiseffekte mit sich.

Fakt ist: Genau dieses Szenario wünschen sich Politik und Notenbanken. Durch die hohen Inflationsraten ist die Realverzinsung von »sicheren« Anlagen massiv in den Keller gesunken. Das bedeutet, dass der Schuldner der »sicheren« Anlagen (hier handelt es sich üblicherweise um Staatsschulden) real immer weniger zurückzahlen muss. Außerdem erlebt der Staat durch die »Kalte Progression« Steuermehreinnahmen.

Da am Ende sowieso kein Politiker im Sinn hat die Schulden jemals zurückzuzahlen, wird nur auf die relative Verschuldung geachtet. Für den Staat gilt: Je höher die negative Realverzinsung, desto einfacher kann er noch mehr Schulden machen, ohne seine relative Verschuldung zu steigern.

Schreibt man die aktuellen Daten aus Deutschland fort, so könnte Deutschland jedes Jahr 3% neue Schulden aufnehmen – gleichzeitig würde die Schuldenquote Deutschland aber jedes Jahr abnehmen (obwohl es mehr Schulden gibt). Dieser Effekt würde unter den aktuellen Begebenheiten rund 12 Jahre anhalten. Bis dahin hätte Deutschland den Schuldenstand um gut 40-45% angehoben – der relative Schuldenstand würde aber um rund 12% sinken. Das ist das reine Finanz-Politik-Wonderland.

Das ist politisch gewollt! Somit besteht für den Staat und seine angehängte Notenbank auch nur wenig Motivation daran etwas zu ändern. Insofern wird das Thema negativer Realzinsen uns auch in den nächsten Jahren weiterhin beschäftigen.

Da der Effekt negativer Realzinsen inzwischen aber nicht mehr nur »marginal« ist, wir sprechen von einem realen Kaufkraftverlust von sicheren Vermögenswerten im Bereich von -5% p.a., kann das - wie oben beschrieben – dazu führen, dass die Umorientierung der Anleger von Sparbüchern, Festgeldern, Tagesgeldern, Bausparern und Versicherungen in Richtung anderer Kapitalanlagen in den nächsten Monaten nochmal einen richtigen Schub bekommt. Die daraus resultierenden, positiven Nachfrageeffekte dürften am Aktienmarkt und am Immobilienmarkt weiterhin spürbar sein. Ob sie langfristig gesund sind, steht auf einem anderen Blatt.

Die große Gefahr beim Thema Inflation ist die Psychologie der Bevölkerung. Leider gibt es mehr als genug Beispiele in der Finanzgeschichte, bei denen die Inflation sich plötzlich verselbstständigte. Eine »gallopierende« Inflation oder gar eine Hyperinflation liegt vermutlich nicht im Interesse der Politik. Die Psychologie der Bevölkerung kann aber genau dazu führen, wenn grundsätzlich das Vertrauen in die Notenbanken und Institutionen weiter schwindet. Zumindest teilweise ist das bereits zu beobachten.

Übergeordnet betrachtet haben wir aber auch strukturell massive, deflationäre Kräfte, die in den nächsten Jahren weiter auf die Volkswirtschaften einwirken. Hier sind zu nennen: Die demografische Entwicklung in Europa und China, sowie zum Teil auch in den USA und vor allem die technologischen Entwicklungen rund um die Themen Automatisierung, Digitalisierung und Robotik.

Sollten die Volkswirtschaften nicht wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren und sogar in eine Rezession oder Depression abrutschen, hätte das ebenso stark deflationäre Effekte.

Es ist somit noch nicht ausgemacht, ob die Inflation nun für viele Jahre hoch bleiben wird – es kann auch ganz anders kommen. Für 2022 gehen wir aber zunächst von weiterhin deutlich hohen Inflationsraten oberhalb der 3%-Marke aus.

Solange die Notenbanken das Zinsniveau weiterhin derart tief halten, ist davon auszugehen, dass auf mittlere Sicht weiterhin Geld aus »sicheren« Anlagen in Aktien umgeschichtet wird und Aktien auch von dieser Seite aus weiterhin die erste, bzw. sogar die einzig sinnvolle Wahlmöglichkeit sind.

Droht ein neuer Immobiliencrash?

Chinesischer Immobilienmarkt

Der chinesische Immobilienmarkt ist die größte Asset Klasse der Welt. Der kometenhafte Aufstieg Chinas in den letzten Jahren resultierte zu einem bedeutendem Anteil aus den massiven Bauinvestitionen. Die Einnahmen der Regionen und Städte resultierten überwiegend aus Grundstücksgeschäften mit den großen Immobilienentwicklern.

Dieser Markt ist jetzt stark angeschlagen. Nahezu alle großen chinesischen Immobilienentwickler überschreiten mindestens eine der drei roten Linien, die die Kommunistische Partei Chinas (CCP) bewusst gezogen hat, um die Spekulation im Immobiliensegment einzudämmen.

Das bedeutet, dass diese Unternehmen keine neuen Schulden mehr aufnehmen können – somit können sie ihrem Geschäft nicht mehr weiter nachgehen, weil das System im Wesentlichen auf neue Kredite gebaut hat. Somit sind all diese Unternehmen de facto pleite. Einige der Unternehmen haben bereits ihre Zins- und Tilgungszahlungen für die ausgegebenen Schulden verpasst. Es scheint so, als sei die CCP im Hintergrund sehr darum bemüht, die Zahlungsausfälle für Anleihen zu vermeiden oder zumindest zu begrenzen. Es werden Unternehmen im Schnellverfahren verkauft, Vermögenswerte der Vorstände und Geschäftsführer konfisziert und liquidiert oder anderweitige Gelder beschafft. Ein Zusammenbruch und Ausfall der Anleihen im großen Stil ist nicht im Sinne der CCP. Ob es am Ende wirklich vermeidbar sein wird, ist aber noch offen. Die ausstehenden Schulden der betroffenen Unternehmen sind immens – wir sprechen hier von vielen hundert Milliarden US-Dollar (!). Ganz anders als in der Immobilienkrise der USA im Jahr 2007, war es diesmal politisch gewollt diese Unternehmen kaputt zu machen. Das Parteimarketing nutzt das, um auf die glorreichen Leistungen der Partei gegen weiter steigende Immobilienpreise hinzuweisen.

Allerdings gibt es in China Millionen betroffene Familien, die nun entweder enorme Verluste erlitten haben oder die vor halbfertigen Bauruinen stehen. Das dürfte die Lust auf weitere Bauprojekte deutlich mindern.

Sorgen bereiten auch die massiven Leerstände. Wir haben keine offiziellen Zahlen, aber die Schätzungen aus den verschiedenen Quellen liegen im Bereich von 80-120 Millionen (!!) fertiggestellten Objekten, die leer stehen. Hintergrund ist die Tatsache, dass die zu Wohlstand gekommenen Chinesen ihren neu erreichtes Vermögen fast nur im heimischen Immobilienmarkt investieren können. Das führte dazu, dass ganze Städte vom Reißbrett gekauft wurden, ohne, dass jemals jemand planen würde in diesen Wohnungen zu wohnen. Entsprechend desolat sehen viele der Projekte aus, da – in dem Wissen, dass sowieso niemand in die Objekte einziehen wird – teilweise tatsächlich nur Gebäudehüllen gebaut wurden. Insofern ist die Bezeichnung »Immobilie« vielleicht nicht ganz richtig. Der Anteil der Bauruinen dürfte immens sein – aber offizielle Zahlen kennen wir dazu nicht. Dieser Bauboom dürfte fürs erste vorbei sein.

Betrachtet man diverse Kennzahlen zum Immobilienmarkt, tauchen chinesische Städte in globalen Rankings regelmäßig ganz weit oben auf. Die durchschnittlichen Immobilien in Shenzhen, Hongkong, Peking und Shanghai kosten aktuell zwischen 35 und 45 durchschnittliche Jahresgehälter. Zum Vergleich: In Paris müssen Sie im Moment nur rund 20 Jahresgehälter für eine Immobilie auf den Tisch legen. In München sind es 16 Jahresgehälter, in Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt oder Stuttgart sind es vergleichsweise lächerliche 9-12. 

China war hauptverantwortlich für das weltweite Wirtschaftswachstum der letzten 15 Jahre. Rund 30% der Wirtschaftsleistung Chinas werden auf den Immobilienmarkt zurückgeführt. Wenn dieser nun ausfällt oder deutlich zurück geht, dann wird das nicht ohne Folgen für die Wirtschaftsleistung Chinas – und damit für die Weltwirtschaft - sein.

Sollte der chinesische Immobilienmarkt aber unkontrolliert zusammenbrechen oder sollte es durch Zahlungsausfälle chinesischer Immobilienunternehmen zu Problemen im Finanzsystem kommen, scheint eine Wiederholung der amerikanischen Immobilienkrise, die sich in eine globale Wirtschaftskrise entwickelte, nicht ganz unwahrscheinlich. Nur diesmal eben in China.

 

Amerikanischer Immobilienmarkt

Der amerikanische Immobilienmarkt zeigt ebenfalls deutliche Anzeichen einer Abkühlung und gleichzeitig (noch) hoher Spekulation. Gemessen an den Immobilienpreise im Vergleich zum Jahresgehalt kommen die meisten Regionen der USA relativ gut weg. Die extrem niedrigen Zinsen als Folge von Corona haben aber auch die Immobilienmärkte in den USA kräftig durcheinandergebracht.

Die Steigerung der Hauspreise hat mit Corona einen noch nie dagewesenen Schub verursacht. Der Hauspreisindex für die gesamten USA ist seit Anfang Januar um über 25% gestiegen! Man muss entweder ein großer Optimist für den weiteren Verlauf der US-Wirtschaft sein, um diesen Anstieg zu rechtfertigen – oder man erwartet einen massiven Einbruch aller anderen Asset Klassen. Warum aber ausgerechnet Immobilien zu historischen Höchstpreisen dann vor einem Rückgang schützen sollen, bleibt offen. Die Preisexplosion der Immobilien beruht auf der Implosion der Zinsen im letzten Jahr.

Auch in den USA gibt es mehrere größere Immobilienunternehmen, die am Straucheln sind. Vermutlich wird es in den USA nicht zu einer Immobilienkrise wie 2007-2009 kommen, da die Voraussetzungen völlig andere sind – aber großartige Zuwächse würden wir hier nicht mehr erwarten. Somit hängt auch der zweitgrößte Immobilienmarkt der Welt etwas in den Seilen, mit entsprechenden Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft.

Viele lästige Kleinigkeiten

Neben diesen großen Themen gibt es noch massenhaft »kleinere« Themen, die zumindest einige Unternehmen und Branchen hart treffen. Lieferprobleme, (Fach-)Personalmangel, Materialmangel, eine völlig überbordende Bürokratie (!!!) und natürlich die vielen Probleme, die durch die Einhaltung der diversen Corona-Maßnahmen verursacht werden. Aus den Gesprächen mit unseren Kunden wissen wir aber, dass wir darauf in diesem Report kein besonderes Augenmerk werfen müssen – die Probleme sind bekannt.

Geopolitik

Über die diversen geopolitischen Gefahrenherde haben wir bereits in unserem Juli-Report berichtet. Die Situation hat sich nirgendwo entspannt – im Gegenteil. In allen angesprochenen Krisenherden hat sie sich sogar weiter zugespitzt. Wir erachten das Thema Geopolitik weiterhin als das größte Risiko – von eventuellen neuen Corona-Schocks einmal abgesehen.

China

Die CCP hat nicht nur die heimischen Immobilienentwickler bewusst an die Wand gefahren. Um den Wohlstand im Land besser zu verteilen und den Verfall der Sitten zu stoppen (so zumindest die offizielle Version) hat die CCP unter anderem die gesamte private Bildungsindustrie über Nacht vor kaum realisierbare Anforderungen gestellt und damit zerstört – viele der Unternehmen waren sehr erfolgreich und börsennotiert.

Von den 24 uns bekannten börsennotierten Unternehmen aus dem Segment haben nur 4 in diesem Jahr Kursgewinne erzielt.

Zum privaten Bildungssektor gehören private Fremdsprachen-Schulen, sowie Nachhilfe-, Fortbildungs- oder Privat-Schulen und auch Kinderbetreuung. Aus der Stadt Peking wurde berichtet, dass 50% der im Bildungssektor Beschäftigten bereits ihren Job verloren haben. In ganz China waren laut offiziellen Angaben bis dato über 10 Millionen Personen beschäftigt. Ebenso zerstört wurden viele Medien- und Unterhaltungsfirmen, Technologieunternehmen, sowie die Gaming-Industrie.

Die Partei hat beschlossen, dass Videospiele, Bildung, Fremdsprachen, soziale Medien, Pop-Ikonen und all dies unsittliche Zeug zurückgedrängt werden muss. Freizeitbeschäftigungen sollten ab sofort wieder im Sinne der Partei sein.

Auch Personen, die besonders erfolgreich oder potentiell zu einflussreich sein könnten, verschwinden gerade reihenweise – sobald sie sich kritisch oder zu frei äußern. Ob Tech-Gurus, Weltranglisten-Tennis-Spielerinnen oder die zahlreichen Celebrities. Selbst der Verbleib von Chinas reichster Person – dem Alibaba-Gründer Jack Ma – ist bestenfalls »umstritten«.

Mal lastet man den Betroffenen eine Steuerstraftat an, mal unsittliches Verhalten, Korruption, Nichterfüllung von Auflagen an – am Ende verschwindet alles und jeder, der der kommunistischen Partei nicht in den Kram passt. Vermutlich kann man sich als Betroffener sogar noch glücklich schätzen, wenn man »nur« komplett aus der Öffentlichkeit verschwindet und alle Interviews, Vorträge, Auftritte, Filme, Serien, Show-Aufnahmen, Nachrichten und Berichte im Internet über Nacht gelöscht werden. Für besondere Volksgruppen bietet die Partei nämlich auch »Fortbildungs-Camps mit Rundum-Versorgung in abgelegeneren Regionen an. Millionen zufriedene Schulungsteilnehmer können nicht irren.« Solche, bzw. so ähnliche Formulierungen werden tatsächlich verwendet! Berichte von vielen anderen »großartigen Errungenschaften« der CCP werden übrigens vermehrt auch von Influencern in sozialen Medien verbreitet. Bezahlt werden diese nachweislich über Medienfirmen, die staatliche Propagandavideos produzieren und auch keinen Hehl daraus machen.

Nebenbei gibt es anscheinend einen dramatischen Kampf zwischen verfeindeten Lagern innerhalb der CCP. Es kämpfen die Anhänger des ehemaligen Präsidenten Jiang Zemin und die Anhänger des jetzigen Präsidenten Xi Jinping bis aufs Blut um Macht und Einfluss. Hier kommt es auffallend schnell zu massiven Verurteilungen bis hin zu Todesstrafen – unter dem Deckmantel einer Anti-Korruptions-Kampagne.

China steht vor massiven innpolitischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen und versucht gleichzeitig einen deutlich kommunistischeren Weg zu gehen als in den letzten beiden Dekaden. Ob es China gelingen wird den Wohlstand gleichmäßig zu verteilen (was in der Praxis vermutlich nur eine weitere Steigerung des persönlichen Reichtums hochrangiger Funktionäre bedeutet) bleibt offen. Ein Blick in die Bücher der Wirtschaftsgeschichte lässt hier nicht sonderlich viel Gutes erwarten. Es wäre auf jeden Fall erstmalig in der Wirtschaftsgeschichte, dass eine Wende in Richtung Kommunismus / Sozialismus am Ende zu mehr Wohlstand für alle führt.

Wir gehen davon aus, dass China auf mittlere Sicht für die dort agierenden Unternehmen eher eine Belastung darstellen wird. Nicht umsonst haben sich viele – vor allem amerikanische, koreanische und japanische Unternehmen bereits wieder aus China zurückgezogen. Für Deutschland wäre das besonders dramatisch, ist China doch inzwischen der größte Außenhandelspartner von Deutschland. Bei Exporten liegt China auf Platz 2, bei den Importen auf Platz 1. Größere Probleme in China werden gerade in Deutschland massive Auswirkungen haben!

Cannabis-Aktien

Bereits im Februar 2020 haben wir das Thema »Cannabis-Aktien« im Report ausführlich beleuchtet. Die Aktien aus dem Segment haben seit diesem Report einen wahrlich wilden Ritt hinter sich. Erst rutschten die Aktien mit Corona nochmal um -40% bis März 2020 in den Keller, erholten sich dann von dem Corona-Schock und dümpelten mehrere Monate relativ richtungslos vor sich hin, bevor sie zum Start des vierten Quartals 2020 zu einem massiven Höhenflug ansetzten. Binnen weniger Monate schossen die Aktien um gut 150% in die Höhe und erreichten im Februar einen temporären Hochpunkt. Seit Februar gibt es für die Cannabis-Aktien aber nur einen Weg: Nach unten. Mittlerweise haben die Aktien vom Februar-Hoch bereits wieder gut 50% an Wert verloren.

Die Aktien aus der Cannabis-Branche erweisen sich somit als wildes Spekulationsobjekt auf politische Nachrichten – war der massive Anstieg doch hauptsächlich auf die neue Präsidentschaft von Biden und Harris und der Hoffnung auf eine komplette Legalisierung von Cannabis in den USA zurückzuführen. Die beiden sind nun knapp ein Jahr im Amt und die Legalisierung in den USA ist immer noch nicht in trockenen Tüchern. Folglich haben viele der Spekulanten in der Zwischenzeit den Mut verloren und verkauft – was zu fallenden Kursen geführt hat.

Betrachten wir aber die fundamentale Situation der Cannabis-Aktien, so kommt man aus dem Staunen kaum mehr heraus. Für die 52 Unternehmen, die im »Global Cannabis Stock Index« enthalten sind, errechnen wir aktuell einen Umsatzanstieg im Vergleich zum Vorjahr von 87,5%! Bereits im letzten Jahr sahen wir durchschnittliche Umsatzanstiege im Bereich von 70-75%. Das Geschäft wächst also nicht nur massiv, sondern auch die Rate der Wachstumssteigerung hat sich nochmal erhöht. Trotzdem stehen die Aktien heute wieder genau da, wo sie auch standen, als wir sie im Februar 2020 besprochen haben.

Natürlich sind Umsatzsteigerungsraten nicht alles – aber wenn die Umsätze über viele Quartale massiv ansteigen, gleichzeitig historische Probleme in der Branche beseitigt werden (hier handelt es sich vor allem um Bilanzprobleme aufgrund der vorangegangenen Spekulationsblasen in diesem Segment) und die Zukunfts-Aussichten auf grün stehen, dann sollten die Chancen in diesem Segment die vorhandenen Risiken überwiegen.

Wir wollen hier nicht zu sehr ins Detail gehen – aber die meisten Kapitalmarktteilnehmer können aus technischen oder regulatorischen Gründen die Aktien aus der Cannabisbranche bis jetzt nicht oder nur sehr eingeschränkt handeln. Das ist sicherlich einer der Hauptgründe für die wilde Ausprägung dieser Achterbahnfahrt.

Wir gehen davon aus, dass mittelfristig die Legalisierung in den USA kommen wird – und damit einhergehend sehr gute Chancen für die beteiligten Unternehmen.

Dass nun Deutschland mit der neuen Ampel-Koalition auch Cannabis als Genussmittel legalisieren will, sollte der Branchen ebenfalls helfen – wäre es doch der mit Abstand größte Legalisierungsschritt, den die Welt bisher gesehen hat.

Allerdings ist das noch Zukunftsmusik. Es müssen Details ausgehandelt werden und dann muss das Gesetzgebungsverfahren laufen. Vermutlich wird es vom Bundesrat und diversen anderen »Abteilungen« viele Versuche geben dieses Vorhaben wieder zu kippen. In trockenen Tüchern ist das noch lange nicht und es kann noch viel schief gehen. Allerdings besteht die Hoffnung, dass es hier zu einem großen Wurf kommt.

Die Cannabis-Aktien gehören zu den wenigen Segmenten, die im Jahr 2021 massiv an Wert verloren haben – gleichzeitig »explodiert« das fundamentale Geschäft jedoch. Hinzu kommen positive politische Aussichten in den USA und in Deutschland. Zusammengefasst denken wir, dass es sich hier um eine große, antizyklische Kaufmöglichkeit handelt. Wer aber in dieses Segment investiert, muss sich darüber im Klaren sein, dass die Schwankungen auch in Zukunft enorm bleiben werden. Auf Sicht über Jahre sollte sich eine Investition in diesem Bereich aber deutlich positiv auswirken – sofern die Politik keinen Riegel dazwischenschiebt.

Chart: Global Cannabis Stock Index – Antizyklische Kaufchance nach dem Kursverfall? Quelle: www.newcannabisventures.com/cannabis-stock-index/

 

Resümee

Prognosen sind grundsätzlich schwierig und mit massiven Unsicherheiten belastet. Aktuell sind sie – zumindest für uns – aber sogar besonders schwierig.

Massive Kapitalverlagerungen in Richtung Aktien aufgrund der negativen Zinsen und massiven negativen Real-Renditen werden die Aktienmärkte tendenziell stützen oder sogar weiter steigen lassen. Die hohen Inflationszahlen vernichten die Kaufkraft der Konsumenten, was zu quantitativ niedrigeren Konsumausgaben führt. Eine Abschwächung der Weltwirtschaft ist aktuell zu erwarten – was die hohen Bewertungsniveaus vieler Aktien jedoch in ein fragliches Licht taucht.

Wie anfangs beschrieben, erreichen uns gerade die Meldungen zu der neuen anscheinend hoch ansteckenden Corona-Variante aus Südafrika. Auch ohne diese Variante haben wir bereits wieder Schritte in Richtung eines neuen Lockdowns in vielen europäischen Ländern gesehen. In der letzten Zeit betrachtete man das Virus – an den Finanzmärkten (!) – ohne Sorge. Der Konsens war bisher, dass wir jetzt mit Teil-Lockdowns oder Beschränkungen für »Ungeimpfte« durch den Winter müssen – danach sollten die Impfquoten bei uns so hoch sein, dass das Thema Corona »durch« ist.
Komplett neue Lockdowns in großem Stil, inklusive der Geimpften hätten sicherlich das Potential dieses Szenario ad acta zu legen. Denn ein solches Szenario erwartete die Masse der Anleger am Aktienmarkt bisher definitiv nicht. Somit ist nicht auszuschließen, dass wir deswegen Verwerfungen sehen können.

Auf der anderen Seite war eine deutliche Korrektur an den Märkten überfällig. Aktuell steht es tatsächlich noch in den Sternen, ob sich daraus nun was Größeres entwickeln wird oder nicht. In der ersten Corona-Welle ging der Abverkauf derart schnell und derart dramatisch, dass man – als normaler Fondsanleger – kaum Zeit gefunden hat hier noch rechtzeitig Absicherungen zu kaufen. Wer in Antizipation der zweiten Welle sein Portfolio abgesichert hat, der wurde eines Besseren belehrt – der Markt ist nicht mehr nennenswert gefallen. Ob und wie ein neuerlicher Rückgang sich nun darstellen wird, ist nichts anderes als blanke Spekulation.

Sollte sich aus dieser Variante eine neue Krise entwickeln, dürfen wir uns ziemlich sicher sein, was die Antwort der Notenbanken sein wird: Geld drucken. Mit frisch gedrucktem Geld hat man erfolgreich die Finanzkrise gelöst, die Eurokrise in Liquidität erstickt und auch die Corona-Abwärtswelle an der Börse aufgefangen und die Märkte in ungeahnte Höhen geschickt. Aus Sicht der Notenbanker war es jedes Mal erfolgreich. Warum sollte man dieses erfolgreiche Rezept dann ändern.

Sollte es zu irgendeiner Art kurzfristiger Krise kommen, dann dürfte sich auch das Inflationsthema binnen kürzester Zeit wieder beruhigen. Es ist dann nicht einmal ausgeschlossen, dass wir uns in Kürze bereits wieder über Deflation unterhalten werden.

Auch bietet der Werkzeugkoffer der Notenbanken definitiv noch weitere Optionen an: Warum nicht dem erfolgreichen Beispiel der Schweiz oder Japans folgen – dort kauft die Notenbank mit frisch gedrucktem Geld direkt Aktien….

Leider müssen wir aber nochmal aus unserem letzten Jahresausblick zitieren:

  • Und wenn man ganz weit denkt, ist es auch möglich, dass diese Gemengelage sogar zu einem Punkt führt, an dem die finanzielle Schuldentragfähigkeit von Staaten erneut als großes Thema auf den Tisch kommen wird

Betrachten wir die vergangenen Entwicklungen könnte man nämlich auch zu dem Schluss kommen, dass wir uns mitten in einer sogenannten »Katastrophen-Hausse« befinden. Anscheinend versuchen Besitzer von Kapital immer mehr, alles nur Mögliche dieses Kapital in irgendeiner Art und Weise in Sachwerte umzuwandeln. Ob nun Immobilien, Kryptowährungen, Kunst, Aktien – alles wird gekauft, Hauptsache man wird das Cash los – das könnte man als Hinweis in diese Richtung deuten.

Aufgrund der beschriebenen Gemenge-Lage müssen wir in Betracht ziehen, dass das Thema der finanziellen Schuldentragfähigkeit von Staaten deutlich früher auf den Tisch kommen kann als uns lieb ist – gerade wenn es zu einer Krise in naher Zukunft kommen sollte (ob nun corona-bedingt oder aufgrund anderer Punkte).

Das Ende solcher Entwicklungen war historisch regelmäßig eher unschön.

Wir möchten aber auch nicht zu schwarzmalen. Sollte es zu keiner großen Krise kommen, sondern lediglich zu einer üblichen Korrektur – die auch gerne mal heftig ausfallen kann – dann stehen die Chancen mittelfristig gut, dass sich die Staatsfinanzen (aufgrund des oben beschriebenen Effekts der negativen Realverzinsung) in den nächsten Jahren deutlich verbessern und dass durch technologische Entwicklungen in den Bereichen Digitalisierung, Automatisierung, Robotik, Smart Contracts und künstliche Intelligenz die Produktivität der Volkswirtschaften einen neuerlichen (ungeahnten?) Aufschwung erleben wird.

Wir bleiben unserem Anlagestil weiter treu: Hohe Diversifikation in sinnvolle (!) Asset Klassen, bewusstes Investieren in »Gegenpole« (wie zum Beispiel Gold) und Investition in Branchen, die von demografischen und technologischen Trends ungeachtet kurz- und mittelfristiger politischer Ereignisse profitieren.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit, ein Frohes Fest und einen guten Rutsch ins Jahr 2022.

 

Auszüge dieses Reports werden auch bei Netfonds veröffentlicht.