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Bulle und Bär
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Kurzes Update

An der Gesamt-Gemengelage hat sich in den Monaten seit unserem letzten Report grundsätzlich wenig verändert. Einzelne Themen haben sich noch weiter verstärkt. Für Details zur allgemeinen Situation verweisen wir auf unsere letzten veröffentlichen Reports.

Die größte Veränderung ist sicher, dass die amerikanische Notenbank inzwischen verlautbart hat, ernsthaft die völlig außer Rand und Band geratene Inflation wieder einzufangen.

Historische Ereignisse in der Finanzwelt – bleiben sie wirklich ohne Konsequenzen?

Drei Quartale mit negative Aktienperformance hintereinander findet man in der Historie selten. Allein das würde schon für einen Eintrag in ein »kleines Geschichtsbuch« reichen. Was an der Zinsfront hingegen passiert, ist Stoff für das ganz große Geschichtsbuch. Es gab – zumindest nach unseren Erkenntnissen - in über 5.000 Jahren Zins-Geschichte niemals vorher einen negativen Zins. Der jetzt hinter uns liegende Anstieg der Zinsen war ebenso der Stärkste seit sehr, sehr, sehr langer Zeit. Die Ergebnisse von Standard-Misch-Portfolios, die sich aus Aktien und Anleihen zusammen setzen waren in 2022 bis jetzt absolut katastrophal. In unseren Daten finden wir in der Historie keinen vergleichbar schlechteren Zeitraum. Der zu verkraftende Vermögensverlust aus Aktien und Anleihen übertrifft (»schon jetzt«?!) alles vorher Dagewesene.

Wenn Zinsen jahrelang historisch niedrig waren und es in der Folge zu Zinsanstiegen kommt, die in sehr kurzer Zeit ebenso historisch stark sind – und damit auch die einhergehenden Vermögensverluste in Anleihen historisch sind – was sind dann die möglichen Folgen in einem System mit ebenso historisch hohen Verschuldungsquoten und massiven Staatsdefiziten?
Die Vermutung liegt nahe, dass dann auch diese Folgen am Ende »historisch« werden. Bisher sehen wir das aber nur bedingt. Die Vermutung liegt nahe, dass es in einem solchen Szenario auch ebenso »historische Opfer« geben wird.

Planwirtschaft von Politik und Notenbanken

Bei all den dramatischen Entwicklungen, die wir im Moment in der Welt sehen, gehen viele Meldungen einfach unter.

So intervenierten vor Kurzem offensichtlich sowohl die chinesische als auch die japanische Notenbank am Devisenmarkt gegen die Dollar-Stärke.

In Großbritannien hat der Zinsanstieg quasi binnen weniger Tage einige Pensionskassen an den Rand des Abgrunds gebracht – es war wohl derartig schlimm, dass die britische Notenbank sich in einer extrem kurzfristigen »Nachmittags-Aktion« dazu gezwungen sah mal eben mit 65 Milliarden Pfund den Anleihemarkt zu stützen.

Das Problem von Pensionskassen, Banken und Versicherungen ist, dass diese ihre Gelder oft fast ausschließlich in Staatsanleihen investieren (dürfen / müssen). Diese Staatsanleihen werden dann als Sicherheit hinterlegt, um zusätzliche Kredite zu bekommen mit denen man wieder neue Staatsanleihen kauft. Das klingt nicht nur ein bisschen nach Schneeball-System – sondern es ist im Grunde ein Schneeball-System – nur eben im »staatlichem Auftrag«.

Wir sehen also in sehr kurzer zeitlicher Abfolge eine Vielzahl von Markteingriffen durch die Notenbanken – was am Ende Bestandteil einer Planwirtschaft ist.

Die Politik rund um den Globus versucht die Auswirkungen der Inflation zu bekämpfen – durch Sonderzahlungen, »Preisbremsen«, Energie-Boni und viele andere Maßnahmen. Das ist politisch nachvollziehbar. Das Problem an dieser Sache ist, dass damit unterm Strich nur noch mehr Öl ins Feuer gegossen wird. Die Ursache des Inflationsproblem ist in erster Linie die Jahre und Jahrzehnte dauernde Gelddruck-Orgie der Notenbanken – also zu viel Geld im System. Wenn nun die Politik mit (neuem) Geld um sich wirft, schafft man es vielleicht kurzfristig einzelne Symptome zu lindern. In Summe wird aber einfach mehr Geld in ein System geschmissen, welches bereits an den Folgen von zu viel Geld leidet.

Es scheint so, als ob zumindest die amerikanische Notenbank das Problem erkannt hat. Nach Aussage von Notenbankchef Jerome Powell wird die US Notenbank so lange die Zinsen erhöhen, bis die Renditen aller US Staatsanleihen oberhalb der sogenannten »Kerninflationsrate« sind. Diese liegt im Moment bei 6,3%. Die Renditen der US-Staatsanleihen liegen im Moment zwischen 3,5% bis 4,7%. Bis zu Powells Ziel liegt noch eine gute Wegstrecke mit Zinssteigerungen vor uns – sofern die Kerninflationsrate nicht deutlich zurückkommen sollte.
Ein solcher Zinsanstieg dürfte an verschiedenen Stellen zu weiteren »Schmerzen« – also Kursverlusten bei Anleihen und Aktien führen.

Ob die oben angesprochenen Marktteilnehmer aus Banken, Versicherungen und Pensionskassen diese Verluste tragen werden können, ist äußerst fraglich. Kollateralschäden und spektakuläre Pleiten scheinen unvermeidbar. Das erklärt wohl auch das rasche Eingreifen der britischen Notenbank.

Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass Notenbanken und Politik jetzt in jeweils komplett unterschiedliche Richtungen agieren. Es wird spannend, welche Seite sich am Ende durchsetzen wird.

Der Weg in die Planwirtschaft scheint auf jeden Fall geebnet. Zukünftig werden Politiker und Apparatschiks darüber entscheiden, wer wann welchen Umsatz und Gewinn machen darf – Stichwort: »Übergewinnsteuer« und »Ressourcensteuer« (Norwegen) – wahrscheinlich werden wir noch deutlich mehr Eingriffe dieser Art sehen. Bereits jetzt entscheidet die Politik, wer gerettet wird, wer untergeht oder wer verstaatlicht wird. Wir haben unsere Zweifel, ob die sogenannten politischen »Eliten« am Ende eine Wirtschaft besser steuern können als ein zumindest halbwegs freier Markt. Aus der Geschichte lässt sich die Fragestellung zu 100% mit »nein« beantworten. Ob es diesmal anders sein wird? Ebenfalls auffällig ist, dass man in der politischen Diskussion immer wieder den »Kapitalismus« als Schuldigen hinstellt. Die Folge: Mehr Staat, mehr Kontrolle, mehr Vorschriften, mehr Papier, mehr Bürokratie. Aber besser wird es dadurch wahrscheinlich nicht.

Ist der Aktien-Markt schon »unten«? Sind das jetzt Einstiegskurse?

Die meisten Aktienmärkte sind bereits sehr tief gefallen. Da kann man durchaus auf die Idee kommen jetzt beherzt zuzugreifen.

Viele fundamentale Aktienfondsmanager argumentieren, dass Aktien bereits »billig« oder gar »zu billig« sind. Diese Manager griffen auch teils schon in den letzten Wochen tatsächlich »beherzt« zu. Wir können deren Argumente nachvollziehen. So wissen wir von einigen Fonds, dass diese Aktien halten, die eine geringere Marktkapitalisierung haben, als allein deren Cash wert ist. Genauso wissen wir von Unternehmen, die sich aufgrund von Preisentwicklungen in deren Segment komplett entschulden konnten und inzwischen eine hohe 2-stellige Dividende bezahlen. Es gibt viele solch positive und interessante Entwicklungen und Chancen, die einzelne Fonds sehr erfolgreich ausnutzen konnten – auch in einem insgesamt negativem Marktumfeld.

In vielen Indikatoren messen wir bereits historischen Pessimismus, was grundsätzlich positiv ist. Denn wenn alle pessimistisch sind, kann man davon ausgehen, dass sie bereits verkauft haben und an der Seitenlinie stehen – was Potential für einen nachfolgenden Aufschwung bedeutet. Aus Sicht eines konträren Investors scheinen Investitionen somit gerechtfertigt.
Trotzdem ist unsere Meinung, dass wir das Tief dieses Bärenmarktes an den Hauptmärkten NOCH NICHT gesehen haben. Am Ende einer Abwärtsbewegung treten normalerweise extreme Tagesschwankungen in den Aktienindizes auf und es kommt zu spektakulären Pleiten von großen Firmen, die die Masse der Anleger nicht auf dem Schirm hat. Das haben wir noch nicht gesehen. Insofern denke wir, dass wir lediglich sogenannte »Bärenmarkt-Rallys« sehen werden – das sind mehrwöchige oder auch mal mehrmonatige sehr starke Aufwärtsbewegungen (so wie dieses Jahr zwischen Juni und August), die kurz danach von erneuten Verkaufswellen wieder zu Nichte gemacht werden (so wie dieses Jahr zwischen August und September).

Typischerweise endet ein Bärenmarkt ca. 18–36 Monate nach dem Top. Das induziert für die meisten Märkte einen potentiellen Tiefpunkt erst im Laufe des Jahres 2023/2024.
Auch Entwicklungen in Bärenmärkten benötigen eben eine gewisse Zeit. Erst werden Überbewertungen abgebaut, dann werden Gewinnerwartungen reduziert – was zu weiteren Kursrückgängen führt – und dann kommen Panik und tiefer Frust der Anleger – das ist dann meist der finale Tiefpunkt. Nur weil Aktien jetzt »billig« sind, heißt das nicht, dass sie nicht auch noch billiger werden können. In der Regel hat man es am Ende einer Abwärtsbewegung sogar mit »lächerlich« niedrigen Bewertungen zu tun.

Deshalb raten wir weiter zur Vorsicht und zu reduzierten Risikoquoten.

In den letzten Tagen gab es vermehrt Spekulationen um Probleme bei Banken aus der Schweiz und Deutschland, da deren Kreditausfallversicherungen (sog. »CDS«) sich deutlich verteuert haben. Dass diese Banken das eine oder andere Problem und eine Verkettung von Managementfehlern haben, ist nichts neues. Die Aktienkurse sind seit der Finanzkrise mehr oder weniger konstant gefallen und nur noch ein Bruchteil ihrer Selbst. Das ist alles nichts Neues. Eine Pleite, Restrukturierung, Übernahme oder ähnliches scheint über Kurz oder Lang vom Markt antizipiert zu werden. Das dürften am Ende nicht die spektakulären Pleiten sein, auf die wir warten. Zwar ist es richtig, dass sich die Kreditausfallversicherungen für diese Institute deutlich verteuert haben, aber mit Stand Anfang Oktober zeigt die absolute Höhe dieser Versicherungen noch kein absolutes Drama an.
Regelmäßig kommen von unseren Kunden Fragen wie:

»Soll ich alle Aktien verkaufen?« oder »Soll ich mein Vermögen komplett in Gold investieren?«

Wir raten GRUNDSÄTZLICH IMMER zu einer sehr breit über mehrere Asset Klassen gestreuten Anlagestrategie – und niemals dazu alles auf eine Karte zu setzen. Das geht leider fast immer schief. Auch muss man mit einer gewissen Demut an den Märkten agieren. Selbst wenn es so scheint, als ob man Recht hat und richtig liegt, sollte man nicht zu einseitig investieren, nicht gierig werden und bewusst auch auf Manager oder Anlagestile setzen, die eine echte Diversifikation mit sich bringen. Die eigene Meinung ist eben nicht immer richtig. Deshalb würden wir auch nicht die gesamte Anlagestrategie nach einer einzigen Meinung oder Erwartungshaltung ausrichten.

Der Wandel an den Märkten ist konstant. In Krisenzeiten erleben wir regelmäßig eine Beschleunigung des Wandels. Die Börsenstars des nächsten Booms werden wahrscheinlich völlig andere Unternehmen sein, als in den letzten Jahren. Je größer eine Krise, desto größer auch meist die danach folgenden Chancen. Je negativer die Erwartungen der Anleger, umso größer das positive Überraschungspotential.

Wie wir oben beschrieben haben, befürchten wir, dass es »erst noch schlimmer werden muss, bevor es wieder besser wird« – deshalb haben wir seit ca. 1,5 Jahren empfohlen, die Risikoquoten entsprechend zu reduzieren. Trotzdem empfehlen wir nicht, die gesamte Anlagestrategie auf »Market-Timing« zu fokussieren. Es gibt viel zu viele Fallstricke bei einer derartig einseitigen Strategie.

Wir wünschen Ihnen einen halbwegs warmen Winter.

 

Interna

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