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Bulle und Bär
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Jahresausblick 2019

Wie jedes Jahr haben wir uns in der »besinnlichen Zeit« und »zwischen den Jahren« durch viele hundert Seiten Studien, Meinungen und Analysen gearbeitet und selbst viele Statistiken, Indikatoren, technische Modelle und Handelssystematiken überprüft. Regelmäßig legen wir dabei Wert auf stark unterschiedliche Quellen, die teils zu komplett widersprüchlichen Ergebnissen führen. Die wichtigsten Aussagen und Ergebnisse daraus fassen wir für uns in einer Stoffsammlung zusammen. Diese wurde diesmal gut 50 Seiten dick. 50 Seiten mit Daten, Charts, Kernaussagen, Thesen, historischen Vergleichen und vielem mehr.

Mit unserem Jahresausblick versuchen wir dann regelmäßig die wichtigsten Ergebnisse daraus kurz zusammenzufassen und leicht verständlich wieder zu geben.

Rückblick auf den 
Jahresausblick 2018

Das vierte Quartal des Jahres 2018 brachte massive Kursrückgänge an den Aktienmärkten rund um den Globus mit sich. Die Kursrückgänge waren gerade im Dezember derart heftig, dass dieser Zeitraum in die Finanz-Geschichte eingehen wird. Mehr dazu später. Hier zunächst die Kernaussagen aus unserem letzten Jahresausblick:

Thema

Aussage

Ergebnis

Zinsen

Inverse oder flache Zinskurven

eingetroffen

USA/Trump

Repatriierung von Gewinnen

eingetroffen

USA/Trump

Erhöhung der Infrastrukturinvestitionen

offen - Gehört eine Mauer 
 zur Infrastruktur?

USA/Aktien

negative Überraschung ab Spätsomme

eingetroffen – und wie!

Kapitalmärkte  

Jahr des Übergangs

eingetroffen

Aktien

Kursplus zum Jahresende

weit gefehlt

Aktien

mehr Nervenkitzel als im Vorjahr

eingetroffen

Aktien

Crash in 2019 möglich

kam bereits Ende 2018!

 

In den ersten 8 Monaten des Jahres 2018 standen vor allem die Emerging Markets unter Druck. Bis Ende August verloren Argentinien -56%, Türkei -53%, China -23%, Südafrika -18% und Brasilien -17%. Auch in Europa gab es bis dahin moderate Korrekturen. Unsere Kunden waren bis dahin in Emerging Markets in Summe bereits länger untergewichtet. In der Türkei, Südafrika und Argentinien gab es jeweils hausgemachte Gründe für den Verfall. Hier kam es auch zu echter Panik mit stark fallenden Aktienkursen und gleichzeitig fallenden Währungen. Ebenso gab es Ende August die von uns so oft »geforderte« Meldung an erster Stelle in der Tagesschau zum Thema Türkei.

Da die Bewertungen sehr günstig, die globalen Wachstumsaussichten aber in Ordnung waren, haben wir im September begonnen, unsere Kunden auf diese sehr tiefen Bewertungen hinzuweisen und sukzessive die Quoten für Emerging Markets anzuheben. In den Bewertungen dieser Märkte sahen wir deutliche Chancen. Die größte Unsicherheit sahen wir vielmehr in der bis dahin sehr stabilen Entwicklung der Hauptmärkte. Ein Rückgang in so vielen Emerging Markets ohne nennenswerte Korrekturen oder Verwerfungen in den Hauptmärkten war ungewöhnlich und wir sahen darin ein deutliches Restrisiko.

Im Nachhinein müssen wir feststellen, dass unsere Empfehlung zu früh gekommen ist. Zwar konnten seit Anfang September die Türkei, Brasilien und Argentinien mit +30%, +26% und +18% deutlich zulegen, jedoch begann mit dem Start des vierten Quartals ein globaler, massiver Abverkauf – auch und vor allem in den Hauptmärkten.

Den größten Verlust seit dem 30.09.2018 hat der österreichische Aktienmarkt mit -21% zu beklagen. Zwischen -10% und -17% Verlust (in Euro) entstanden in UK, Korea, Japan, Taiwan, USA, Schweden, Italien, Kanada, Portugal, Frankreich, Deutschland, Norwegen und Irland (aufsteigend nach Verlust sortiert).

Vor allem der Dezember brachte für die Hauptmärkte die größten Verluste mit sich. Technologie- und Nebenwerte verloren sogar zwischen -15% und -20%. Amerikanische Nebenwerte (Index: Russel 2000) verloren -20,22%. Das ist der sechstgrößte Rückgang binnen eines Quartals seit 1979!

Was passierte in der Vergangenheit nach so einem starken Rückgang in diesem US-Nebenwerte-Index?

Hierfür betrachten wir die historisch zehn größten Quartalsverluste seit 1979: Lediglich einmal (September 2001) musste der Index ein Jahr später einen weiteren Rückgang verkraften. In den anderen 9 Fällen war die Bilanz (deutlich) positiv. Ein Jahr später betrug der durchschnittliche Zuwachs +31,9%.

Nach drei Jahren war der Index in allen Fällen massiv angestiegen – im Durchschnitt um +72,7%. Nach 5 Jahren im Durchschnitt um +129,7%.

Das historische Ausmaß der Kursverluste zeigt sich auch beim amerikanischen Dow Jones Index:

Ein negatives viertes Quartal ist sehr ungewöhnlich. Der Dow Jones verlor -11,8% im vierten Quartal. Ein stark negativer Dezember ist aber noch viel ungewöhnlicher. Der Dow Jones verlor -9,67% allein im Dezember. Seit der großen Depression zu Beginn der 1930 ist das der mit Abstand schlechteste Dezember-Wert in der Geschichte!

Allerdings kam damals die große Rezession mit stark negativen Wirtschaftswachstumsraten:

1930 -8,5%, 1931 -6,4%, 1932 -12,9% und 1933 -1,2%. Wohl bemerkt: Das waren die BIP-»Wachstums«-Raten – nicht die Aktienkursentwicklungen! Der Index verlor 1930 im Dezember -10,3% und 1931 im Dezember -16,6%. Ansonsten gibt es nur einen einzigen Dezember, der zumindest halbwegs in die Nähe einer derart schlechten Performance kommt: 2002 verlor der Index im Dezember -6,3%.

Dezember 2018: Der schlechteste Dezember seit 87 Jahren!

Und das vor dem Hintergrund eines starken, globalen Wirtschaftswachstums! Nach den letzten Berechnungen lag das Wachstum der Weltwirtschaft 2018 bei +3,7%. Für die USA lag es bei rund +3%. Von Rezession im Jahr 2018 ist hier also keine Spur!

Für das Jahr 2019 erwarten die großen Institutionen ein ähnlich starkes Wachstum. Wahrscheinlich sind diese Erwartungen zu optimistisch und sie werden nach unten angepasst werden müssen. Für die Industrienationen erwarten wir Werte von 1,0 bis maximal 2,0%. Für die Emerging Markets ist das Bild sehr divergent. China dürfte rund 6% erreichen, Indien sogar über 6%. Damit liegen wir deutlich unter den Erwartungen der meisten großen Institutionen – und trotz dieser sehr vorsichtigen Schätzung kommen wir in Summe immer noch auf ein globales Wachstum von +2,9% - +3,2% für 2019. Auch das ist meilenweit entfernt von einer globalen Rezession.

Trotzdem gab es in 2018 aber dieses massiv schlechte, vierte Quartal für die Aktienmärkte.

Was war passiert?

Terror? Krieg? Katastrophen? Staatspleiten? Bank-
pleiten? Leider ist es so, dass wir uns an die ersten drei dieser Punkte bereits gewöhnt haben, weil sie schon allgegenwärtig sind. Jedoch gab es im vierten Quartal dazu kein solch global beeinflussendes Element. Der vierte Punkt (Staatspleiten) flackert immer wieder mal auf – war aber vor allem im dritten Quartal eher ein Faktor (Türkei und Argentinien). Auch ging keine große Bank Pleite, obwohl die dauerhaft schlechten Nachrichten vor allem eines größeren deutschen Bankhauses durchaus den Eindruck erwecken, als ob es demnächst dazu kommen könnte. Zum Jahresstart 2019 kam aber zumindest hier eine erste Meldung: Die italienische Banca Carige wurde von der EZB unter Zwangsverwaltung gestellt.

Exkurs Banca Carige:

Das Institut hat seine Wurzeln in einem kirchlichen Pfandleihhaus, welches im Jahr 1483 von dem Franziskaner Angelo di Chivasso gegründet wurde. Die Bank steht mit einer Bilanzsumme von knapp 25 Mrd. Euro auf Nummer 15 der italienischen Banken. Zum Vergleich: Die im Jahr 2018 wegen ihrer Probleme in den Medien diskutierte Banca Monte die Paschi di Siena hat eine Bilanzsumme von knapp 139 Mrd. Euro.

Die drohende Zwangsverwaltung einer vergleichsweise kleinen italienischen Bank kann also nicht als Begründung für den derart starken globalen Rückgang der Aktienkurse herhalten.

Wir machen kein Einzel-Ereignis aus, welches für diesen Kursrückgang allein verantwortlich war. Eher war es in Summe einfach »zu viel des Schlechten« – also eine Vielzahl von kleinen Ereignissen führte letztlich im Dezember zu dieser Anpassungsreaktion.

Die Zinsen in den USA stiegen von August bis Oktober/November erneut an. Der Handelsstreit zwischen USA und China drohte sich mehrmals zu verschärfen. Nach dem Ende des G20-Gipfels in Argentinien verkündete Trump lautstark eine weitestgehende Einigung mit China. Ein paar Stunden später wurde diese Aussage wieder zum Teil revidiert und erst nach mehreren Tagen zum Großteil von der chinesischen Seite bestätigt. Allerdings war es dann doch keine finale Einigung im Handelsstreit, sondern eben nur eine vereinbarte Auszeit für weitere Verhandlungen.

Im Zusammenhang mit dem Brexit scheint die britische Politik komplett ins Chaos abzugleiten und der italienische Haushaltsstreit mit der Eurozone ermutigte ebenfalls kaum.

Diese vielen kleinen Punkte paarten sich dann mit Sentiment- und Marktbreite-Daten, die sich kontinuierlich verschlechterten.

Der sogenannte »Government Shutdown« in den USA, der inzwischen schon fast »Tradition« hat, sorgte für zusätzliche Unsicherheit. Dann äußerte sich der amerikanische Finanzminister noch etwas ungeschickt und so fand die Korrektur ihren bisherigen Höhepunkt dann in 
einem Abverkauf der vermutlich irgendwann als 
»XMas-Crash18« in den Finanzgeschichtsbüchern stehen wird. Am 24.12.2018 schloss der Dow Jones Index mit -653 Punkten nachdem er in der vorausgegangenen Handelswoche bereits über 1.500 Punkte verloren hat. In Punkten gerechnet war auch das einer der historisch größten Rückgänge – nur vergleichbar mit den Tagen um die Pleite der Lehman Bank im Jahr 2008. Während wir in Deutschland noch den zweiten Weihnachtsfeiertag genossen, gab es in den USA Kursgeschenke vom Weihnachtsmann. Wie aus dem Nichts drehte der US Markt. Und zwar rasant! Vom Tagestief am 26.12.18 stieg der Markt bis zum Handelsende um mehr als 1.020 Punkte nach oben. Auch das war ein historischer Punkte-Rekord. Deutschen Anlegern wurde diese Achterbahnfahrt erspart. Indikationen am 24.12. und 25.12. deuteten darauf hin, dass der deutsche Markt nach Weihnachten unterhalb von 10.000 Punkte eröffnet hätte – wäre nicht der Weihnachtsmann in den USA gekommen.

Ob es der Weihnachtsmann war, das offiziell gar nicht existente »Plunge Protection Team« (mit dem der amerikanische Finanzminister kurz vorher telefoniert haben soll), institutionelle Investoren, technisch orientierte Anleger, Leerverkäufer, die sich eindecken mussten oder wer auch immer werden wir im Detail wohl nie erfahren. Es spielt aber auch keine Rolle. Fakt ist, dass sich in diesen Tagen am Markt eine Vielzahl von Markt-Ereignissen kumulierten, die nahelegen, dass zumindest für die nähere Zeit ein veritabler Boden gefunden wurde.

Hier eine kleine Auflistung dieser Ereignisse – neben den bereits erwähnten:

  • Hohe Umsätze
  • »Abprallen« des Marktes an seinem 4-Jahres-Durchschnitt der historisch immer wieder eine sehr belastbare Unterstützung geboten hat
  • Massiv überverkaufte technische Indikatoren: Zum Beispiel hat der »RSI« einen derart tiefen Wert erreicht, wie vorher nur 9 mal seit 1970. Der »MACD« begann eine untere Trendwende mit einem Wert unterhalb von -70 – auch das gab es vorher nur im Herbst 2008. Die »Bandbreite« der sogenannten Bollinger Bänder erreichte inzwischen fast 20%. 
Auch das gab es seit 1960 nur 16 mal.
  • Ebenso deutliche Signale von der Marktbreite: 
Die Anzahl der neuen 52-Wochen-Tiefs erreichte 
mit 1.058 einen Wert der außerhalb der Finanzkrise von 2007-2009 ebenfalls im Schnitt nur alle 
3-4 Jahre einmal auftritt. Die Anzahl der neuen 52-Wochen-Hochs hingegen fiel auf 2. 
Weniger als 2 gab es nur 1987 sowie in der 
Finanzkrise 2008 und 2009. 
Auch das ein absolut historisches Ereignis!

Wie beschrieben weisen all diese Daten zunächst auf einen Boden hin. Ob es sich dabei nur um eine Pause in einem Bärenmarkt handelt oder ob es die größte Kaufgelegenheit der letzten Jahre oder gar Jahrzehnte handelt – das werden wir im Folgenden untersuchen!

Welche Szenarien könnten 
nun eintreten?

Wir möchten anhand von drei Szenarien mit Angabe 
einer Eintrittswahrscheinlichkeit darlegen, welche Pros und Kontras es gibt.

Stark Negatives Szenario
»Liquiditäts-Crash«

Eintrittswahrscheinlichkeit: 15%

Auf Seite 4 unseres Jahresausblicks für 2018 schrieben wir:

»Die sogenannte »österreichische Schule der Nationalökonomie« sieht bereits darin ein Problem. Ein durch Schulden induzierter Boom benötigt demnach ständig noch mehr neue Kredite, um halbwegs am Laufen gehalten zu werden. Bereits nur eine Reduzierung der Neuverschuldung führe demnach zu einer Katastrophe.«

Die amerikanische Notenbank FED hat im Jahr 2018 damit begonnen ihre in Folge der Finanzkrise stark aufgeblähte Bilanzsumme um monatlich 50 Milliarden US-Dollar zu reduzieren.

Nach der oben genannten Theorie könnte genau das der Auslöser für den starken Einbruch der Aktienmärkte gewesen sein. Somit ist denkbar, dass der stark negative Trend sich fortsetzt, wenn die amerikanische Notenbank FED diesen Weg weiter geht. Zum aktuellen Zeitpunkt ist genau das der Plan! Sofern die Theorie richtig ist, ist es ein sehr ernst zu nehmendes Risiko! Aggregiert man die Bilanzsummen der amerikanischen, europäischen und japanischen Notenbank, so ist die Gesamt-Bilanzsumme (gerechnet in USD) im Jahr 2018 tatsächlich erstmals rückläufig gewesen. Die europäische Notenbank EZB will ihr Ankaufprogramm im Laufe des Jahres 2019 stoppen. Die japanische Notenbank BoJ will es weiterhin bestehen lassen.

In Summe würde die Bilanzsumme aller drei Notenbanken für 2019 gleich bleiben, bzw. leicht steigen.

Wenn der starke Einbruch im vierten Quartal 2018 also eine »Antwort« auf die fallende Gesamtbilanz der Notenbanken war, dann sollte es in 2019 nicht zu weiteren, dramatischen Ereignissen kommen – da die Gesamtbilanz ausgeglichen sein dürfte.

Wenn es aber tatsächlich weiterhin deutlich abwärts gehen würde – dann ist zu erwarten, dass die Notenbanken erneut »aufs Gaspedal« steigen und ihre Bilanzsummen wieder ausweiten werden.

Davon sind wir noch ein weites Stück entfernt. Die Notenbanken würden sich zu einem solchen Schritt wohl nur bei sehr starken Schmerzen entscheiden. Diese Schmerzen könnten im Zusammenhang mit stark negativen Entwicklungen von Aktienkursen und rezessiven, volkswirtschaftlichen Daten entstehen.

Dieses stark negative Szenario würde sich ankündigen, wenn die Kurse auch im Jahr 2019 von Anfang an weiter stark unter Druck geraten und ohne nennenswerten Halt einfach weiter fallen wie ein Stein. Die Notenbanken müssten eben erst an die Schmerzgrenze gebracht werden, bevor sie entsprechend eingreifen. Der Zeithorizont hierfür dürfte sich bei stark fallenden Kursen erst im zweiten Quartal eröffnen.

Wir beobachten diese Möglichkeit genau. Da die Gesamtbilanz für 2019 aber nicht fallen dürfte und China in den letzten Monaten eine ganze Reihe von monetären Lockerungen auf den Weg gebracht hat, erachten wir dieses Szenario aktuell als wenig wahrscheinlich und gewichten es mit 15%. Deshalb werden wir auch keine generelle Handlungsempfehlung in dieser Richtung aussprechen. Wenn die Notenbanken wie von uns erwartet entsprechend entgegenlenken würden, dann dürfte auch der Markt entsprechend schnell und stark wieder nach oben reagieren (wie seit der Finanzkrise bereits mehrfach zu beobachten war). Wer ein solches Szenario für sehr wahrscheinlich erachtet, der sollte überwiegend in Cash, Bundesanleihen, Aktien-Short-Fonds, Edelmetalle und Edelmetall-Minen investiert sein. Man sollte sich aber auch darauf einstellen, dass man den Tiefpunkt sehr wahrscheinlich nicht timen kann und in der Gegenbewegung einen Teil seiner vorab erzielten Gewinne wieder abgeben werden muss.

Negatives Szenario 
»Salami-Crash«

Eintrittswahrscheinlichkeit: 25%

Der Begriff »Salami-Crash« bescheinigt einen massiven Rückgang, der in mehreren Abwärts-Schüben geschieht und über einen längeren Zeitraum erfolgt.

Die Konjunktur-Erwartungen haben sich in den letzten Monaten deutlich abgeschwächt. Einige sind inzwischen sogar negativ geworden. Hinzu kommt, dass Zinskurven sehr flach und teils bereits invers geworden sind. Hierzu schrieben wir ebenso auf Seite 4 unseres letzten Jahresausblicks:

»Insgesamt werden sich dann die Zinskurven weiter verflachen – der Unterschied zwischen langlaufenden und kurzlaufenden Zinsanlagen wird also geringer. Für Investoren in Aktien und Anleihen wird das zunächst kein großes Problem sein – wenngleich die Anleiheinvestoren (zumindest in Deutschland / Europa) weiterhin kein Geld verdienen werden. Das Problem wird aber danach auftreten: Flache oder gar inverse Zinsstrukturen sind ziemlich sichere Rezessionsindikatoren!«

Es besteht also die Möglichkeit, dass sich der wirtschaftliche Boom erschöpft und in eine Rezession verwandelt. Allerdings sind die »normalen« Rezessionsindikatoren noch nicht wirklich ausgeprägt. Auch sprechen die extrem starken Trends an den Arbeitsmärkten in den USA und in Europa dafür, dass der jeweilige Inlandskonsum auf sehr guten und gesunden Füßen steht. Für eine deutliche Rezession müsste es hier zur Umkehr kommen. Eine solche Umkehr benötigt aber mehrere Monate – und aktuell hat sie noch nicht begonnen.

In diesem negativen Szenario ist mit den normalen Marktkräften zu rechnen. Das bedeutet, dass auf die Vielzahl der oben genannten Markt-Extrema aus dem vierten Quartal 2018 und vor allem aus dem Dezember eine deutliche Gegenbewegung einsetzen wird, die einige Zeit anhalten und von der Amplitude her ausgeprägt sein wird.

Während diese Gegenbewegung läuft, dürften die volkswirtschaftlichen Daten und Markt-Indikatoren sich nicht verbessern, sondern sogar weiter verschlechtern.

Danach würde die nächste Verkaufswelle drohen.

Wenn wir ein solches Szenario beobachten, dann sollte man den erwarteten Anstieg nutzen um Aktienpositionen abzubauen – auch wenn man mit der einzelnen Position noch im Verlust steht, da dann völlig offen ist, wie lange eine solche Schwächephase dauern wird. Zwar gibt die Wirtschaftsgeschichte hier einige Anhaltspunkte, aber es ist heute viel zu früh, um darüber zu diskutieren.

Sofern dieses Szenario eintritt, dürfte sich Ungemach auch in vielen anderen Bereichen auftun. Zu nennen sind hier der stark verschuldete Unternehmens-Sektor in den USA, aber auch in Frankreich. Hier hat man die billigen Zinsen genutzt, um sich massiv zu verschulden. Allerdings haben die US Unternehmen mit den Schulden im Wesentlichen nicht investiert – was man eigentlich erwarten hätte sollen – sondern man hat Bilanzkosmetik betrieben. Mit dem Fremdkapital wurden in großem Stil eigene Aktien zurückgekauft. Das hat den Effekt, dass der Gewinn pro Aktie steigt, selbst wenn der Gesamtgewinn gleich bleibt. Vereinzelt mag eine solche Maßnahme tatsächlich sinnvoll sein – in der Breite ist das jedoch anzuzweifeln. Der Hauptzweck dürfte im Egoismus der Vorstände zu finden sein. Werden diese nämlich nach dem Ergebnis pro Aktie vergütet, scheint es logisch genau solch einen Schritt zu tun – selbst wenn man im eigentlichen Geschäftsfeld nicht weiterkommt. Hier stehen auch ganz große Unternehmensnamen weit vorne.

Ebenfalls Ungemach dürfte es auch im Bereich der Corporate Bonds geben. Das US Unternehmen mit den größten Schulden (wir möchten hier keine Einzeltitel nennen) steht kurz davor von »Investment Grade« abgestuft zu werden. Das hätte deutliche Verwerfungen am US Kredit Markt (dem Markt für Unternehmensanleihen) zur Folge, da viele Investoren logischerweise dem größten Schuldner der amerikanischen Unternehmenslandschaft das Geld geliehen haben. Genau diese Kreditgeber sind aber oftmals aus regulatorischen Gründen darauf angewiesen, dass der Schuldner eben genau den »Investment Grade« Status hat. Auch die index-gebundenen Fonds sind naturgemäß beim größten Schuldner am stärksten investiert. Wenn dieser nun abgestuft werden würde, dann müssten all diese Investorengruppen verkaufen – ob sie wollen oder nicht – auch wenn es jeder Logik entbehren würde. Da es in diesem Fall nicht um Peanuts geht, sondern um einen dreistelligen Milliardenbetrag, hätte das ganz massive Verwerfungen binnen weniger Tage zur Folge. Gerade in einem »Salami-Crash-Szenario« ist genau ein solches Ereignis sehr wahrscheinlich.

Ein Salami-Crash-Szenario dürfte uns allen die Möglichkeit geben mit entsprechenden Portfolioanpassungen in den nächsten Wochen und Monaten zu reagieren. Wie beschrieben sollten sich trotz einer Gegenbewegung an den Märkten die fundamentalen Daten nicht verbessern oder sogar weiter verschlechtern. Sollte das der Fall sein, werden wir Ihnen raten Aktienpositionen – auch mit Verlust – zu verkaufen. Wie lange ein solcher Salami-Crash andauern wird, ist mit großer Ungewissheit behaftet. Auch für ein solches Szenario sollte man seine Anlagen in Richtung Cash, Bundesanleihen, Short-Aktienfonds und den Edelmetallsektor ausrichten. Wir geben diesem Szenario ebenfalls nur ein geringes Gewicht von 25%. Sollten die fundamentalen Daten sich wie oben beschrieben entwickeln, würde dieses Gewicht aber sehr schnell deutlich ansteigen.

Basis-Szenario 
»Kaufgelegenheit«

Eintrittswahrscheinlichkeit: 60%

Unser Haupt-Szenario im Moment ist, dass die aktuellen Kurse sehr gute Kaufgelegenheiten bieten. Wir verweisen an dieser Stelle auch auf unseren Report von Ende Oktober.

Extrem niedrige Bewertungen, hohe Gewinn- und Dividendenrenditen, belastbare volkswirtschaftliche Daten in Europa und Asien, nachhaltige (und profitable) Geschäftsmodelle auf Seiten der Unternehmen, große Innovationen, das weiterhin laufende chinesische Seidenstraßenprogramm, große Devisenreserven gerade in den wirtschaftlich aktiven Regionen dieser Erde – all das steht weiterhin absolut mickrigen Anlagezinsen entgegen. Hinzu kommen die oben aufgeführten Markt-Extrema, die in der Vergangenheit mindestens für eine deutliche Gegenbewegung ausgereicht haben.

Die negativen Meldungen der letzten Wochen und Monate, die den Anlegern Sorgen bereiten, könnten sich bald durch entsprechende Meldungen und/oder Tatsachen in Luft auflösen. Italien hat inzwischen einen Haushalt verabschiedet, der wohl keine Maßnahmen seitens des Euro-Raums auslösen wird. Der Brexit wird in Bälde stattfinden – ob nun geregelt oder ungeregelt. Man wird danach feststellen, dass die britischen Inseln nicht untergehen und das Leben auch dort weitergeht. Der Rest Europas würde von einem ungeregelten Brexit vermutlich sogar profitieren, weil eine starke Produktionsverlagerung statt finden müsste. Die anstehenden Europawahlen werden zwar deutliche Veränderungen mit sich bringen, aber 
Europa wird auch in Zukunft nicht von Extremisten regiert werden – eher weiterhin von Bürokraten.

Und dann wäre da noch Donald Trump: Es ist durchaus wahrscheinlich, dass er auch den Government Shutdown in die Länge ziehen wird, um »die Anderen« zu beschimpfen. Am Ende wird aber der Government Shutdown gelöst werden. Schließlich wird eine Regierung sich nicht nachhaltig des eigenen Geldes beschneiden. Da verschuldet man sich lieber zu Lasten des Volkes. Aber die guten Nachrichten werden wohl noch weiter gehen! Zum Jahreswechsel haben sowohl die amerikanische, wie auch die chinesische Regierung bestätigt, dass es deutliche Fortschritte bei den Zollverhandlungen gibt. Beide haben auch den Willen zur Einigung bekundet. Es ist also durchaus möglich, dass binnen der nächsten 8 Wochen eine solche Einigung verkündet werden wird. Damit wäre der globale Belastungsfaktor der letzten Monate vom Tisch!

Und für alle, die genug von Trump haben an dieser Stelle der Hinweis: Wir sind bereits im US-Vorwahl-Jahr. Die erste Kandidatin für das Präsidentenamt hat sich zum Jahreswechsel in Stellung gebracht. Tatsächlich wäre es für die USA sehr unüblich einen Präsidenten nach nur einer Amtszeit abzuwählen. Trotzdem werden Trump-Gegner – in beiden Lagern – in den nächsten Monaten sich eher Hoffnungen machen, weil sich mehr und mehr Kandidaten aufstellen lassen, bevor dann der Ausleseprozess beginnt. Somit wird der Fokus der Medien (endlich mal wieder) auch auf anderen Personen liegen.

In unserem Basis-Szenario betrachten wir die aktuelle Schwäche als Kaufgelegenheit. Vor allem von der Bewertungsseite her, sollten Aktien-Käufer auf mittlere Sicht deutlich von den aktuellen Kursen profitieren können. Aber wir sehen auch durchaus deutliches Potential für Verbesserungen. Vor allem eine Lösung im Handelskonflikt zwischen den USA und China und die danach folgende Hoffnung auf einen neuen US-Präsidenten im Jahr 2020 könnten die Katalysatoren für eine erneute Hausse an den Aktienmärkten sein. In diesem Szenario gilt es Aktien weiter zu halten und die Quoten zu erhöhen.

Im ersten Quartal könnte es unter diesem Szenario weiterhin zu Schwierigkeiten an den Märkten kommen, da die Unsicherheiten aktuell noch groß sind. Die Katalysatoren sollten sich aber allesamt im ersten Quartal auftun. Ein Timing wird absolut unmöglich sein. So wird eine Lösung im Handelsstreit wahrscheinlich irgendwann mitten in der Nacht durch einen Twitter-Tweet von Donald Trump verkündet werden und man wird keine Zeit haben dann sein Portfolio neu auszurichten. Insofern gilt für dieses Szenario gerade an negativen Tagen: »Augen zu und durch«.

Was machen die Investmentfonds in dieser Situation?

Wie immer möchten wir an dieser Stelle keine Werbung für irgendwelche bestimmten Fonds machen. Deswegen veröffentlichen wir keine konkreten Fondsnamen.

Viele unsere Kunden sind in sehr flexible Investmentfonds, die ihre Aktienquoten extrem stark verändern können, investiert. Einige davon werden diskretionär verwaltet, andere nach gewissen Systematiken.

Vor allem die regelbasierten Fonds profitieren aktuell relativ zu den reinen Aktienfonds.

Die trendfolgenden Fonds, die wir im Einsatz haben, haben im Moment Aktienquoten von 0% (!) – obwohl sie eigentlich auch 100% investiert sein könnten.

Fonds mit einem sogenannten Risk-Parity-Ansatz haben ebenfalls entweder sehr niedrige Aktienquoten. Oder sie sind sogar negativ in die Aktienmärkte investiert, profitieren also sogar von den fallenden Kursen.

Gleiches gilt auch für eine Reihe anderer regelbasierter Strategien. Auch bei vielen diskretionär verwalteten Fonds sehen wir im Moment eingebaute Absicherungen oder hohe Cash-Positionen.

Reine Aktienfonds oder Fonds mit starren Konzepten machen natürlich auch das, was drauf steht – sie haben Aktien oder eben eine feste Mischung aus Aktien und Anleihen oder Cash.

Überwiegend stellen wir also fest, dass die regelbasierten Fonds im Moment sehr gut funktionieren, weil diese Fonds sich in der Regel zwischen August und November aus den Aktienmärkten verabschiedet oder ihre Quoten deutlich reduziert haben.

Für das Gesamtjahr 2018 bleibt natürlich leider festzuhalten, dass nahezu alle Fonds ein deutliches Minus verkraften mussten. Nur ganz wenigen Themen gelang ein 
Kursplus. Zu diesen wenigen Fonds gehören übrigens auch die Fonds, die in unseren beiden Haupt-Spezialthemen investiert sind: Fische und Saudi-Arabien. Naturgemäß sind auch die offenen Immobilienfonds weiterhin im Plus – das Problem ist nur, dass die ganz wenigen, guten Immobilienfonds weiterhin kein neues Geld annehmen.

Die konservativeren Fonds, die auch entsprechende 
Anleihequoten in ihren Portfolios haben, konnten das Jahr 2018 mit einem blauen Auge abschließen – aufgrund der massiven Einbrüche an den Hauptmärkten waren aber auch diese leicht im Minus.

Erschütternde Studie! 
Oder: Was uns von unseren Mitbewerbern abhebt

Regelmäßig gibt es natürlich auch in der Fondsbranche viele Umfragen und Statistiken. Ende 2018 wurde eine jährliche Studie zu den Finanzvertrieben veröffentlicht. Von den darin zu findenden Daten waren wir regelrecht erschüttert!

Wenig verwunderlich ist, dass in Banken und Sparkassen überwiegend die hauseigenen Investmentfonds verkauft werden. Auch ist bekannt, dass die meisten »freien Berater« nur wenige Fonds vertreiben (Anmerkung von uns: Weil es am einfachsten ist?). Soweit, so schlecht.

Was uns aber wirklich erschüttert hat, ist, dass 95% der Befragten angegeben haben im letzten Jahr weniger als 4 Besuche / Kontakte mit den Investmentgesellschaften gehabt haben. Das bedeutet, dass die meisten Berater sich einmal ein, zwei oder drei Produkte ausgesucht haben und dann werden immer diese Produkte auf Teufel komm raus verkauft. Hauptsache die Provision stimmt und man hat wenig Arbeit.

Nur mal zum Vergleich: Ganz aktuell haben wir mehr als 130 verschiedene Investmentfonds im Einsatz! Und noch viel wichtiger: Im Jahr 2018 hatten wir (zu zweit!) an 80 verschiedenen Meetings, Konferenzen oder Vorträgen teilgenommen. Und wir haben in der Aufstellung sicherlich die eine oder andere spontan einberufene Telefonkonferenz in der Eile der Zeit nicht eingetragen.

Wir sind erschüttert über die Arbeitsweise in der Branche. Leider hat sich in den letzten Jahren so gut wie nichts verbessert. Wir werden weiterhin den eingeschlagenen Weg gehen und auch abseits der großen Gesellschaften und Anbieter nach Nischenprodukten Ausschau halten und wir werden auch sicherlich in 2019 wieder einige sehr gute Produkte und Märkte aufspüren!

Finanzberater des Jahres 2019

Der Wettbewerb zum Finanzberater des Jahres 2019 ist abgeschlossen. Auch auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen oder dass es »langweilig« wird, möchten wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir uns erneut in einem sehr harten und schweren Wettbewerb bei extremen Kapitalmarktbedingungen gegen hunderte Mitbewerber durchgesetzt haben. Bernd Fritsche landete auf Platz 16, Tobias Kunkel auf Platz 15 (wohlgemerkt mit unterschiedlichen Strategien). Somit dürfen wir uns beide erneut mit dem Titel »Finanzberater des Jahres« für das Jahr 2019 schmücken!

Was Aktien und Fernreisen gemeinsam haben

Den nachfolgenden Text haben wir Mitte Dezember unter dem Titel »Holpriger Jahresstart voraus?« an unsere Kunden per E-Mail geschickt. Es blieb keine Zeit aus dem Text einen eigenen Report zu gestalten – deswegen veröffentlichen wir den Text nun mit dem Jahresausblick für 2019:

Unser letzter Report ist noch keine zwei Monate alt.

Seit Ende Oktober sind vor allem zwei Dinge festzustellen: Die meisten Emerging und Frontier Markets haben zugelegt, die Hauptmärkte – also USA und Europa – kamen erneut kräftig unter Druck.

Mit der heutigen Information möchten wir die aktuelle Lage an den Kapitalmärkten und unsere Handlungsempfehlungen verständlich erläutern.

Um eines vorweg zu nehmen: Trotz der günstigen Bewertungen – wir verweisen an dieser Stelle auf unseren Oktober-Report – müssen wir zum Jahresstart 2019 zunächst erneut mit Kursturbulenzen rechnen. Die negative Entwicklung der letzten Wochen im Zusammenhang mit den Ergebnissen aus der Behavioral Finance – also der Analyse der Sentiment-Daten – induzieren für die Aktienmärkte im Jahr 2019 zunächst einen sehr holprigen Start, eventuell sogar erneut mit panischen Ausmaßen.

Trotzdem bekräftigen wir unsere positive Haltung gegenüber Aktien.

Um das zu verdeutlichen, vergleichen wir die Aktienmärkte mit den Preisen für Flugtickets:

Was eine Gruppen-Fernreise-Buchung 
mit der aktuellen Lage 
am Aktienmarkt zu tun hat

Stellen Sie sich vor, Sie müssen für einen Verein eine Fernreise organisieren. 100 Personen werden an dieser Reise teilnehmen – darunter auch schulpflichtige Kinder. Somit fällt der mögliche Reisezeitpunkt mitten in die Reise-Hauptsaison im Hochsommer.

Sie wissen, dass die Flugtickets für diese Fernreise im Normalfall 1.000 Euro pro Person kosten. Da Sie die Preise bereits seit längerem beobachten wissen Sie auch, dass im Hochsommer die Flüge in der Regel ausgebucht sind und üblicherweise sogar 1.300 Euro kosten. Kurz vor dem Ferienstart werden die letzten der begehrten Plätze sogar vereinzelt für 1.500 Euro verkauft. Frühbucher bekommen den Flug lange im Voraus auch mal für 700 Euro. Für die Frühbucher-Option sind sie aber bereits 3 Monate zu spät dran. Sie wissen auch, dass es manchmal Schnäppchenangebote gibt – um es in den Worten einer der großen deutschen Fluggesellschaften auszudrücken: »Eintagsfliegen«. Hier werden diese Tickets manchmal sogar für 349.- Euro angeboten – allerdings meist außerhalb der Hochsaison, buchbar an nur wenigen Tagen im Jahr und nur in sehr begrenzter Stückzahl.

Bevor Sie mit der Reiseorganisation betraut wurden, hat sich der Verein und der Vereinsvorstand natürlich Gedanken darüber gemacht, was die Reise für die Vereinsmitglieder in etwa kosten wird. Da der langfristige Mittelwert bei den Flügen 1.000 Euro beträgt, hat man im Verein in der Kalkulation zunächst auch 1.000 Euro angesetzt.

Sie haben Gerüchte gehört, dass demnächst eine andere Airline das Ziel zusätzlich ansteuern will. Um die neue Route zu bewerben, soll diese Airline am Anfang Tickets auch zum Frühbucherpreis von 700 Euro anbieten. Ob diese Fluggesellschaft es aber wirklich schafft, bereits in dieser Hauptsaison das Ziel anzufliegen, wissen Sie nicht genau. Es könnte sich auch noch um eine Saison verzögern.

Aktuell haben Sie ein verbindliches Angebot für die benötigten 100 Tickets für je 850 Euro vorliegen. Das Angebot ist zwei Wochen gültig.

Sie müssen nun entscheiden, ob Sie die 850 Euro pro Ticket akzeptieren oder nicht.

Da Sie gegenüber der Planung des Vereins 150 Euro pro Ticket einsparen, vermuten wir, dass Ihnen die Entscheidung nicht schwerfallen wird.

Oder vielleicht doch?

850 Euro bezahlen und sich freuen, dass jeder 150 Euro weniger, als geplant zahlen muss? Oder 850 Euro zahlen und sich dann ärgern, wenn demnächst das Einführungsangebot der anderen Fluglinie mit 700 Euro auf Ihrem Tisch liegen wird?

Und welch Schande würde über Sie kommen, wenn die große, deutsche Airline vielleicht doch irgendwann in den nächsten Wochen ein Eintagsfliegen-Angebot mit 349 Euro veröffentlicht. Ihre Vereinsmitglieder hätten dann mehr als das Doppelte bezahlt!

Stellen Sie sich das vor: Sie sitzen mit Ihren Vereinsmitgliedern im Flugzeug und neben dem Vereinsvorstand sitzt ein Passagier, der nur 349 Euro bezahlt hat!

Was also tun? Welche Optionen haben Sie?

Die für Sie einfachste Option ist: Nichts tun – schieben Sie die Verantwortung für die Flugbuchungen auf die Vereinsmitglieder! Soll sich jeder selbst um seine Tickets kümmern! Dann sind Sie wenigstens nicht der Dumme, wenn jemand »zu viel« bezahlt.
Sie buchen für 850 Euro alle 100 Tickets und freuen sich, dass die Vereinsmitglieder in Summe 15.000 Euro zum Normalpreis gespart haben.
Sie buchen für 850 Euro einen Großteil der Tickets – zum Beispiel 80 Stück – und versuchen den Rest später günstiger – am Besten natürlich für 349 Euro - zu bekommen – gehen damit aber das Risiko ein, auch 1.300 Euro oder gar 1.500 Euro bezahlen zu müssen.
Sie gehen voll ins Risiko und buchen zunächst kein Ticket und hoffen, genau an dem Tag am Rechner zu sitzen und schnell genug zu sein, wenn ein günstigeres Angebot irgendwo im Internet auftaucht. Hoffentlich gibt es dann auch 100 Tickets für ein und denselben Flug.

 

Wir nehmen an, dass die meisten von Ihnen sich für 
Option 2 entscheiden würden. Einige vielleicht auch für Option 3.

Sehr ähnlich ist die aktuelle Lage an vielen Aktienmärkten!

Wir wissen, dass viele Aktien aktuell günstig, teils sogar sehr günstig sind.

Details entnehmen Sie unserem Oktober-Report.

Alternativ verweisen wir auf den Kommentar von Ufuk Boydak von der Loys AG:
https://www.dasinvestment.com/loys-vorstand-ufuk-boydak-vor-weihnachten-gibt-es-in-diesem-jahr-kursgeschenke/

Oder auf das Statement von Hendrik Leber:
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/geldanlage-check/Was-das-neue-Jahr-fuer-den-Dax-bringt-article20767422.html

Was wir aber sehen, sind die Daten aus dem Sentiment, der Marktstruktur und der Markt-Technik.

Genau diese Daten deuten eben darauf hin, dass der Markt »noch nicht ganz sauber« ist. Es sollte idealerweise noch zu einer Marktbereinigung kommen. Eine solche Bereinigung geschieht aber nicht mit einem kleinen Schäufelchen und einem Handfeger, sondern meist mit einem fulminanten Laubbläser – mit viel Lärm und Tohuwabohu. Massive Rückgänge – »idealerweise« binnen weniger Tage und dazu ein paar »Horrormeldungen« aus Politik und Wirtschaft. Das I-Tüpfelchen ist dann immer eine Auftaktmeldung dazu in der »Tagesschau« oder eine Sondersendung in der ARD – entweder als »Brennpunkt« oder direkt als Hauptthema für eine der Talkshows.

Mögliche Themen gäbe es genug – und die meisten passen auch zeitlich in das erste Quartal 2019: Brexit, Italien, Frankreich, Deutsche »Groß«-Banken, Trump und und und.

Kommen wir zurück zu unserem Beispiel mit den Flugtickets:

Sie nehmen also an, dass die Ticketpreise demnächst mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit tatsächlich deutlich unter den jetzt fest zugesagten 850 Euro gehandelt werden. Sie wissen aber nicht genau wann und wo und wie viele Tickets es dann überhaupt geben wird. Wir wissen auch, dass in der Hochsaison die Preise wieder bei 1.300 Euro bis 1.500 Euro liegen werden.

Sollen Sie uns also jetzt Panik bekommen, wenn wir diese Tickets zu 850 Euro kaufen?

 

Der eine oder andere mag nun dagegenhalten, dass eine eventuell erneut deutliche Abwärtsbewegung in den Aktienmärkten genügend Zeit bieten wird, um dann günstiger an die Aktien zu kommen.

Deshalb haben wir nachfolgend die finalen Phasen aller großen Abwärtsbewegungen der letzten 20 Jahre im amerikanischen Aktienindex S&P 500 Index dargestellt. Zusätzlich haben wir die darauf folgenden Aufwärtsbewegungen markiert und »abgezählt« an wie vielen – oder besser gesagt: wie wenigen – Handelstagen diese Aufwärtsbewegungen im Endeffekt stattgefunden haben:

 

Wie Sie sehen können, waren immer nur wenige Handelstage nötig, um die finalen Ausverkaufsphasen wieder wett zu machen. Natürlich gab es oftmals längere Phasen der Bodenbildung – aber die entscheidenden Bewegungen fanden eben immer binnen weniger Tage statt. Wenn Sie nun versuchen möchten, diese Tiefpunkte zu timen, dann müssen Sie ja Ihre Orders bereits vorher aufgeben. Das ist der große Unterschied zu dem Beispiel mit dem Flugticket! Sie sehen zwar einen aktuellen Preis, aber ob Sie den auch wirklich bekommen, wenn Sie ordern, ist ungewiss!

Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass in den obigen Beispielen natürlich zwei Zeiträume liegen, in denen es über eine relativ lange Zeit möglich war Aktien billiger zurück zu kaufen, als am davor-
liegenden Hochpunkt. In den Abwärtsphasen von Herbst 2000 bis Frühjahr 2003 und Sommer 2007 bis Frühjahr 2009 verketteten sich mehrere starke Verkaufswellen und man konnte selbst nach der oben gezeigten Trendwende im Verhältnis zum Hochpunkt günstiger an die Aktien kommen.

Aber: In beiden Fällen haben reihenweise negative Daten bereits am Anfang der Krise überwogen. Alle, die uns schon länger kennen, wissen, dass wir damals eindringlich vor den Risiken gewarnt haben. Der große Unterschied zu heute ist, dass die fundamentalen Daten global in Summe jedoch positiv sind! Natürlich werden sich Wachstumszahlen in den nächsten Wochen und Monaten abschwächen – aber von einer (globalen) Rezession sind wir meilenweit entfernt. Zudem werden die Unternehmen nicht zu völligen Mondpreisen gehandelt – wie das im Jahr 2000 der Fall war. Ganz im Gegenteil – sie sind oftmals sogar bereits so billig, wie sonst nur in großen Krisen.

Insofern können wir seriöserweise aktuell nicht davon ausgehen, dass sich ein solches Szenario aktuell wiederholt.

Zu guter Letzt muss man auch festhalten, dass die aktuelle Abwärtsphase – je nach Index – bereits mehrere Monate bis hin zu mehr als einem Jahr anhält. In einigen Emerging Markets scheint es auch der Fall zu sein, als ob die finalen Tiefpunkte – mit entsprechend negativen Meldungen – bereits im Spätsommer 2018 erreicht wurden. Wir befinden und also definitiv nicht am Anfang einer solchen Phase, sondern mitten drin!

Zusammenfassung

Der aktuelle Preis für das »Flugticket« (Aktien) ist deutlich günstiger als im Durchschnitt. Wer ein solches Ticket hat, sollte es nicht hergeben. Wer ein Ticket braucht, sollte kaufen.

Wer demnächst ein Ticket kaufen will, kann es unter Umständen billiger bekommen – vielleicht sogar deutlich billiger. Wer aber mehrere Tickets für ein und dasselbe Flugzeug braucht, der sollte sich nicht zu viel Hoffnungen machen.

Viel wichtiger ist aber, dass man sich nicht ärgert, wenn man sieht, dass ein aktuell günstiges Ticket demnächst noch günstiger gehandelt wird. Man weiß schließlich, dass der bereits bezahlte Preis bereits ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis liefert.

Auch wenn es vielleicht in den nächsten Wochen heißt: »Fasten your seat belts« – Sie wissen, das Flugzeug wird am Ende den Zielflughafen wohlbehalten erreichen.


Redaktionsschluss 04.01.2019

 

 

 

Mit unserem Jahresausblick versuchen wir dann regelmäßig die wichtigsten Ergebnisse daraus kurz zusammenzufassen und leicht verständlich wieder zu geben.


Rückblick auf den 
Jahresausblick 2018


Das vierte Quartal des Jahres 2018 brachte massive Kursrückgänge an den Aktienmärkten rund um den Globus mit sich. Die Kursrückgänge waren gerade im Dezember derart heftig, dass dieser Zeitraum in die Finanz-Geschichte eingehen wird. Mehr dazu später. Hier zunächst die Kernaussagen aus unserem letzten Jahresausblick:


Thema

Aussage

Ergebnis

Zinsen

Inverse oder flache Zinskurven

eingetroffen

USA/Trump

Repatriierung von Gewinnen

eingetroffen

USA/Trump

Erhöhung der Infrastrukturinvestitionen

offen - Gehört eine Mauer 
 zur Infrastruktur?

USA/Aktien

negative Überraschung ab Spätsomme

eingetroffen – und wie!

Kapitalmärkte  

Jahr des Übergangs

eingetroffen

Aktien

Kursplus zum Jahresende

weit gefehlt

Aktien

mehr Nervenkitzel als im Vorjahr

eingetroffen

Aktien

Crash in 2019 möglich

kam bereits Ende 2018!

 

In den ersten 8 Monaten des Jahres 2018 standen vor allem die Emerging Markets unter Druck. Bis Ende August verloren Argentinien -56%, Türkei -53%, China -23%, Südafrika -18% und Brasilien -17%. Auch in Europa gab es bis dahin moderate Korrekturen. Unsere Kunden waren bis dahin in Emerging Markets in Summe bereits länger untergewichtet. In der Türkei, Südafrika und Argentinien gab es jeweils hausgemachte Gründe für den Verfall. Hier kam es auch zu echter Panik mit stark fallenden Aktienkursen und gleichzeitig fallenden Währungen. Ebenso gab es Ende August die von uns so oft »geforderte« Meldung an erster Stelle in der Tagesschau zum Thema Türkei.

Da die Bewertungen sehr günstig, die globalen Wachstumsaussichten aber in Ordnung waren, haben wir im September begonnen, unsere Kunden auf diese sehr tiefen Bewertungen hinzuweisen und sukzessive die Quoten für Emerging Markets anzuheben. In den Bewertungen dieser Märkte sahen wir deutliche Chancen. Die größte Unsicherheit sahen wir vielmehr in der bis dahin sehr stabilen Entwicklung der Hauptmärkte. Ein Rückgang in so vielen Emerging Markets ohne nennenswerte Korrekturen oder Verwerfungen in den Hauptmärkten war ungewöhnlich und wir sahen darin ein deutliches Restrisiko.


Im Nachhinein müssen wir feststellen, dass unsere Empfehlung zu früh gekommen ist. Zwar konnten seit Anfang September die Türkei, Brasilien und Argentinien mit +30%, +26% und +18% deutlich zulegen, jedoch begann mit dem Start des vierten Quartals ein globaler, massiver Abverkauf – auch und vor allem in den Hauptmärkten.


Den größten Verlust seit dem 30.09.2018 hat der österreichische Aktienmarkt mit -21% zu beklagen. Zwischen -10% und -17% Verlust (in Euro) entstanden in UK, Korea, Japan, Taiwan, USA, Schweden, Italien, Kanada, Portugal, Frankreich, Deutschland, Norwegen und Irland (aufsteigend nach Verlust sortiert).


Vor allem der Dezember brachte für die Hauptmärkte die größten Verluste mit sich. Technologie- und Nebenwerte verloren sogar zwischen -15% und -20%. Amerikanische Nebenwerte (Index: Russel 2000) verloren -20,22%. Das ist der sechstgrößte Rückgang binnen eines Quartals seit 1979!


Was passierte in der Vergangenheit nach so einem starken Rückgang in diesem US-Nebenwerte-Index?

Hierfür betrachten wir die historisch zehn größten Quartalsverluste seit 1979: Lediglich einmal (September 2001) musste der Index ein Jahr später einen weiteren Rückgang verkraften. In den anderen 9 Fällen war die Bilanz (deutlich) positiv. Ein Jahr später betrug der durchschnittliche Zuwachs +31,9%.


Nach drei Jahren war der Index in allen Fällen massiv angestiegen – im Durchschnitt um +72,7%. Nach 5 Jahren im Durchschnitt um +129,7%.

Das historische Ausmaß der Kursverluste zeigt sich auch beim amerikanischen Dow Jones Index:


Ein negatives viertes Quartal ist sehr ungewöhnlich. Der Dow Jones verlor -11,8% im vierten Quartal. Ein stark negativer Dezember ist aber noch viel ungewöhnlicher. Der Dow Jones verlor -9,67% allein im Dezember. Seit der großen Depression zu Beginn der 1930 ist das der mit Abstand schlechteste Dezember-Wert in der Geschichte!

Allerdings kam damals die große Rezession mit stark negativen Wirtschaftswachstumsraten:


1930 -8,5%, 1931 -6,4%, 1932 -12,9% und 1933 -1,2%. Wohl bemerkt: Das waren die BIP-»Wachstums«-Raten – nicht die Aktienkursentwicklungen! Der Index verlor 1930 im Dezember -10,3% und 1931 im Dezember -16,6%. Ansonsten gibt es nur einen einzigen Dezember, der zumindest halbwegs in die Nähe einer derart schlechten Performance kommt: 2002 verlor der Index im Dezember -6,3%.


Dezember 2018: Der schlechteste Dezember seit 87 Jahren!

Und das vor dem Hintergrund eines starken, globalen Wirtschaftswachstums! Nach den letzten Berechnungen lag das Wachstum der Weltwirtschaft 2018 bei +3,7%. Für die USA lag es bei rund +3%. Von Rezession im Jahr 2018 ist hier also keine Spur!

Für das Jahr 2019 erwarten die großen Institutionen ein ähnlich starkes Wachstum. Wahrscheinlich sind diese Erwartungen zu optimistisch und sie werden nach unten angepasst werden müssen. Für die Industrienationen erwarten wir Werte von 1,0 bis maximal 2,0%. Für die Emerging Markets ist das Bild sehr divergent. China dürfte rund 6% erreichen, Indien sogar über 6%. Damit liegen wir deutlich unter den Erwartungen der meisten großen Institutionen – und trotz dieser sehr vorsichtigen Schätzung kommen wir in Summe immer noch auf ein globales Wachstum von +2,9% - +3,2% für 2019. Auch das ist meilenweit entfernt von einer globalen Rezession.

Trotzdem gab es in 2018 aber dieses massiv schlechte, vierte Quartal für die Aktienmärkte.


Was war passiert?


Terror? Krieg? Katastrophen? Staatspleiten? Bank-
pleiten? Leider ist es so, dass wir uns an die ersten drei dieser Punkte bereits gewöhnt haben, weil sie schon allgegenwärtig sind. Jedoch gab es im vierten Quartal dazu kein solch global beeinflussendes Element. Der vierte Punkt (Staatspleiten) flackert immer wieder mal auf – war aber vor allem im dritten Quartal eher ein Faktor (Türkei und Argentinien). Auch ging keine große Bank Pleite, obwohl die dauerhaft schlechten Nachrichten vor allem eines größeren deutschen Bankhauses durchaus den Eindruck erwecken, als ob es demnächst dazu kommen könnte. Zum Jahresstart 2019 kam aber zumindest hier eine erste Meldung: Die italienische Banca Carige wurde von der EZB unter Zwangsverwaltung gestellt. 


Exkurs Banca Carige:


Das Institut hat seine Wurzeln in einem kirchlichen Pfandleihhaus, welches im Jahr 1483 von dem Franziskaner Angelo di Chivasso gegründet wurde. Die Bank steht mit einer Bilanzsumme von knapp 25 Mrd. Euro auf Nummer 15 der italienischen Banken. Zum Vergleich: Die im Jahr 2018 wegen ihrer Probleme in den Medien diskutierte Banca Monte die Paschi di Siena hat eine Bilanzsumme von knapp 139 Mrd. Euro.


Die drohende Zwangsverwaltung einer vergleichsweise kleinen italienischen Bank kann also nicht als Begründung für den derart starken globalen Rückgang der Aktienkurse herhalten.


Wir machen kein Einzel-Ereignis aus, welches für diesen Kursrückgang allein verantwortlich war. Eher war es in Summe einfach »zu viel des Schlechten« – also eine Vielzahl von kleinen Ereignissen führte letztlich im Dezember zu dieser Anpassungsreaktion.

Die Zinsen in den USA stiegen von August bis Oktober/November erneut an. Der Handelsstreit zwischen USA und China drohte sich mehrmals zu verschärfen. Nach dem Ende des G20-Gipfels in Argentinien verkündete Trump lautstark eine weitestgehende Einigung mit China. Ein paar Stunden später wurde diese Aussage wieder zum Teil revidiert und erst nach mehreren Tagen zum Großteil von der chinesischen Seite bestätigt. Allerdings war es dann doch keine finale Einigung im Handelsstreit, sondern eben nur eine vereinbarte Auszeit für weitere Verhandlungen. 


Im Zusammenhang mit dem Brexit scheint die britische Politik komplett ins Chaos abzugleiten und der italienische Haushaltsstreit mit der Eurozone ermutigte ebenfalls kaum.


Diese vielen kleinen Punkte paarten sich dann mit Sentiment- und Marktbreite-Daten, die sich kontinuierlich verschlechterten. 


Der sogenannte »Government Shutdown« in den USA, der inzwischen schon fast »Tradition« hat, sorgte für zusätzliche Unsicherheit. Dann äußerte sich der amerikanische Finanzminister noch etwas ungeschickt und so fand die Korrektur ihren bisherigen Höhepunkt dann in 
einem Abverkauf der vermutlich irgendwann als 
»XMas-Crash18« in den Finanzgeschichtsbüchern stehen wird. Am 24.12.2018 schloss der Dow Jones Index mit -653 Punkten nachdem er in der vorausgegangenen Handelswoche bereits über 1.500 Punkte verloren hat. In Punkten gerechnet war auch das einer der historisch größten Rückgänge – nur vergleichbar mit den Tagen um die Pleite der Lehman Bank im Jahr 2008. Während wir in Deutschland noch den zweiten Weihnachtsfeiertag genossen, gab es in den USA Kursgeschenke vom Weihnachtsmann. Wie aus dem Nichts drehte der US Markt. Und zwar rasant! Vom Tagestief am 26.12.18 stieg der Markt bis zum Handelsende um mehr als 1.020 Punkte nach oben. Auch das war ein historischer Punkte-Rekord. Deutschen Anlegern wurde diese Achterbahnfahrt erspart. Indikationen am 24.12. und 25.12. deuteten darauf hin, dass der deutsche Markt nach Weihnachten unterhalb von 10.000 Punkte eröffnet hätte – wäre nicht der Weihnachtsmann in den USA gekommen.


Ob es der Weihnachtsmann war, das offiziell gar nicht existente »Plunge Protection Team« (mit dem der amerikanische Finanzminister kurz vorher telefoniert haben soll), institutionelle Investoren, technisch orientierte Anleger, Leerverkäufer, die sich eindecken mussten oder wer auch immer werden wir im Detail wohl nie erfahren. Es spielt aber auch keine Rolle. Fakt ist, dass sich in diesen Tagen am Markt eine Vielzahl von Markt-Ereignissen kumulierten, die nahelegen, dass zumindest für die nähere Zeit ein veritabler Boden gefunden wurde.

Hier eine kleine Auflistung dieser Ereignisse – neben den bereits erwähnten:


  • Hohe Umsätze 

  • »Abprallen« des Marktes an seinem 4-Jahres-Durchschnitt der historisch immer wieder eine sehr belastbare Unterstützung geboten hat

  • Massiv überverkaufte technische Indikatoren: Zum Beispiel hat der »RSI« einen derart tiefen Wert erreicht, wie vorher nur 9 mal seit 1970. Der »MACD« begann eine untere Trendwende mit einem Wert unterhalb von -70 – auch das gab es vorher nur im Herbst 2008. Die »Bandbreite« der sogenannten Bollinger Bänder erreichte inzwischen fast 20%. 
Auch das gab es seit 1960 nur 16 mal.

  • Ebenso deutliche Signale von der Marktbreite: 
Die Anzahl der neuen 52-Wochen-Tiefs erreichte 
mit 1.058 einen Wert der außerhalb der Finanzkrise von 2007-2009 ebenfalls im Schnitt nur alle 
3-4 Jahre einmal auftritt. Die Anzahl der neuen 52-Wochen-Hochs hingegen fiel auf 2. 
Weniger als 2 gab es nur 1987 sowie in der 
Finanzkrise 2008 und 2009. 
Auch das ein absolut historisches Ereignis!


Wie beschrieben weisen all diese Daten zunächst auf einen Boden hin. Ob es sich dabei nur um eine Pause in einem Bärenmarkt handelt oder ob es die größte Kaufgelegenheit der letzten Jahre oder gar Jahrzehnte handelt – das werden wir im Folgenden untersuchen!

Welche Szenarien könnten 
nun eintreten?


Wir möchten anhand von drei Szenarien mit Angabe 
einer Eintrittswahrscheinlichkeit darlegen, welche Pros und Kontras es gibt. 


Stark Negatives Szenario
»Liquiditäts-Crash«


Eintrittswahrscheinlichkeit: 15% 


Auf Seite 4 unseres Jahresausblicks für 2018 schrieben wir:


»Die sogenannte »österreichische Schule der Nationalökonomie« sieht bereits darin ein Problem. Ein durch Schulden induzierter Boom benötigt demnach ständig noch mehr neue Kredite, um halbwegs am Laufen gehalten zu werden. Bereits nur eine Reduzierung der Neuverschuldung führe demnach zu einer Katastrophe.«


Die amerikanische Notenbank FED hat im Jahr 2018 damit begonnen ihre in Folge der Finanzkrise stark aufgeblähte Bilanzsumme um monatlich 50 Milliarden US-Dollar zu reduzieren.


Nach der oben genannten Theorie könnte genau das der Auslöser für den starken Einbruch der Aktienmärkte gewesen sein. Somit ist denkbar, dass der stark negative Trend sich fortsetzt, wenn die amerikanische Notenbank FED diesen Weg weiter geht. Zum aktuellen Zeitpunkt ist genau das der Plan! Sofern die Theorie richtig ist, ist es ein sehr ernst zu nehmendes Risiko! Aggregiert man die Bilanzsummen der amerikanischen, europäischen und japanischen Notenbank, so ist die Gesamt-Bilanzsumme (gerechnet in USD) im Jahr 2018 tatsächlich erstmals rückläufig gewesen. Die europäische Notenbank EZB will ihr Ankaufprogramm im Laufe des Jahres 2019 stoppen. Die japanische Notenbank BoJ will es weiterhin bestehen lassen. 


In Summe würde die Bilanzsumme aller drei Notenbanken für 2019 gleich bleiben, bzw. leicht steigen.


Wenn der starke Einbruch im vierten Quartal 2018 also eine »Antwort« auf die fallende Gesamtbilanz der Notenbanken war, dann sollte es in 2019 nicht zu weiteren, dramatischen Ereignissen kommen – da die Gesamtbilanz ausgeglichen sein dürfte.


Wenn es aber tatsächlich weiterhin deutlich abwärts gehen würde – dann ist zu erwarten, dass die Notenbanken erneut »aufs Gaspedal« steigen und ihre Bilanzsummen wieder ausweiten werden.


Davon sind wir noch ein weites Stück entfernt. Die Notenbanken würden sich zu einem solchen Schritt wohl nur bei sehr starken Schmerzen entscheiden. Diese Schmerzen könnten im Zusammenhang mit stark negativen Entwicklungen von Aktienkursen und rezessiven, volkswirtschaftlichen Daten entstehen.


Dieses stark negative Szenario würde sich ankündigen, wenn die Kurse auch im Jahr 2019 von Anfang an weiter stark unter Druck geraten und ohne nennenswerten Halt einfach weiter fallen wie ein Stein. Die Notenbanken müssten eben erst an die Schmerzgrenze gebracht werden, bevor sie entsprechend eingreifen. Der Zeithorizont hierfür dürfte sich bei stark fallenden Kursen erst im zweiten Quartal eröffnen. 


Wir beobachten diese Möglichkeit genau. Da die Gesamtbilanz für 2019 aber nicht fallen dürfte und China in den letzten Monaten eine ganze Reihe von monetären Lockerungen auf den Weg gebracht hat, erachten wir dieses Szenario aktuell als wenig wahrscheinlich und gewichten es mit 15%. Deshalb werden wir auch keine generelle Handlungsempfehlung in dieser Richtung aussprechen. Wenn die Notenbanken wie von uns erwartet entsprechend entgegenlenken würden, dann dürfte auch der Markt entsprechend schnell und stark wieder nach oben reagieren (wie seit der Finanzkrise bereits mehrfach zu beobachten war). Wer ein solches Szenario für sehr wahrscheinlich erachtet, der sollte überwiegend in Cash, Bundesanleihen, Aktien-Short-Fonds, Edelmetalle und Edelmetall-Minen investiert sein. Man sollte sich aber auch darauf einstellen, dass man den Tiefpunkt sehr wahrscheinlich nicht timen kann und in der Gegenbewegung einen Teil seiner vorab erzielten Gewinne wieder abgeben werden muss.

Negatives Szenario 
»Salami-Crash«


Eintrittswahrscheinlichkeit: 25% 


Der Begriff »Salami-Crash« bescheinigt einen massiven Rückgang, der in mehreren Abwärts-Schüben geschieht und über einen längeren Zeitraum erfolgt. 


Die Konjunktur-Erwartungen haben sich in den letzten Monaten deutlich abgeschwächt. Einige sind inzwischen sogar negativ geworden. Hinzu kommt, dass Zinskurven sehr flach und teils bereits invers geworden sind. Hierzu schrieben wir ebenso auf Seite 4 unseres letzten Jahresausblicks:


»Insgesamt werden sich dann die Zinskurven weiter verflachen – der Unterschied zwischen langlaufenden und kurzlaufenden Zinsanlagen wird also geringer. Für Investoren in Aktien und Anleihen wird das zunächst kein großes Problem sein – wenngleich die Anleiheinvestoren (zumindest in Deutschland / Europa) weiterhin kein Geld verdienen werden. Das Problem wird aber danach auftreten: Flache oder gar inverse Zinsstrukturen sind ziemlich sichere Rezessionsindikatoren!«


Es besteht also die Möglichkeit, dass sich der wirtschaftliche Boom erschöpft und in eine Rezession verwandelt. Allerdings sind die »normalen« Rezessionsindikatoren noch nicht wirklich ausgeprägt. Auch sprechen die extrem starken Trends an den Arbeitsmärkten in den USA und in Europa dafür, dass der jeweilige Inlandskonsum auf sehr guten und gesunden Füßen steht. Für eine deutliche Rezession müsste es hier zur Umkehr kommen. Eine solche Umkehr benötigt aber mehrere Monate – und aktuell hat sie noch nicht begonnen. 


In diesem negativen Szenario ist mit den normalen Marktkräften zu rechnen. Das bedeutet, dass auf die Vielzahl der oben genannten Markt-Extrema aus dem vierten Quartal 2018 und vor allem aus dem Dezember eine deutliche Gegenbewegung einsetzen wird, die einige Zeit anhalten und von der Amplitude her ausgeprägt sein wird.


Während diese Gegenbewegung läuft, dürften die volkswirtschaftlichen Daten und Markt-Indikatoren sich nicht verbessern, sondern sogar weiter verschlechtern.


Danach würde die nächste Verkaufswelle drohen.


Wenn wir ein solches Szenario beobachten, dann sollte man den erwarteten Anstieg nutzen um Aktienpositionen abzubauen – auch wenn man mit der einzelnen Position noch im Verlust steht, da dann völlig offen ist, wie lange eine solche Schwächephase dauern wird. Zwar gibt die Wirtschaftsgeschichte hier einige Anhaltspunkte, aber es ist heute viel zu früh, um darüber zu diskutieren.


Sofern dieses Szenario eintritt, dürfte sich Ungemach auch in vielen anderen Bereichen auftun. Zu nennen sind hier der stark verschuldete Unternehmens-Sektor in den USA, aber auch in Frankreich. Hier hat man die billigen Zinsen genutzt, um sich massiv zu verschulden. Allerdings haben die US Unternehmen mit den Schulden im Wesentlichen nicht investiert – was man eigentlich erwarten hätte sollen – sondern man hat Bilanzkosmetik betrieben. Mit dem Fremdkapital wurden in großem Stil eigene Aktien zurückgekauft. Das hat den Effekt, dass der Gewinn pro Aktie steigt, selbst wenn der Gesamtgewinn gleich bleibt. Vereinzelt mag eine solche Maßnahme tatsächlich sinnvoll sein – in der Breite ist das jedoch anzuzweifeln. Der Hauptzweck dürfte im Egoismus der Vorstände zu finden sein. Werden diese nämlich nach dem Ergebnis pro Aktie vergütet, scheint es logisch genau solch einen Schritt zu tun – selbst wenn man im eigentlichen Geschäftsfeld nicht weiterkommt. Hier stehen auch ganz große Unternehmensnamen weit vorne. 


Ebenfalls Ungemach dürfte es auch im Bereich der Corporate Bonds geben. Das US Unternehmen mit den größten Schulden (wir möchten hier keine Einzeltitel nennen) steht kurz davor von »Investment Grade« abgestuft zu werden. Das hätte deutliche Verwerfungen am US Kredit Markt (dem Markt für Unternehmensanleihen) zur Folge, da viele Investoren logischerweise dem größten Schuldner der amerikanischen Unternehmenslandschaft das Geld geliehen haben. Genau diese Kreditgeber sind aber oftmals aus regulatorischen Gründen darauf angewiesen, dass der Schuldner eben genau den »Investment Grade« Status hat. Auch die index-gebundenen Fonds sind naturgemäß beim größten Schuldner am stärksten investiert. Wenn dieser nun abgestuft werden würde, dann müssten all diese Investorengruppen verkaufen – ob sie wollen oder nicht – auch wenn es jeder Logik entbehren würde. Da es in diesem Fall nicht um Peanuts geht, sondern um einen dreistelligen Milliardenbetrag, hätte das ganz massive Verwerfungen binnen weniger Tage zur Folge. Gerade in einem »Salami-Crash-Szenario« ist genau ein solches Ereignis sehr wahrscheinlich.


Ein Salami-Crash-Szenario dürfte uns allen die Möglichkeit geben mit entsprechenden Portfolioanpassungen in den nächsten Wochen und Monaten zu reagieren. Wie beschrieben sollten sich trotz einer Gegenbewegung an den Märkten die fundamentalen Daten nicht verbessern oder sogar weiter verschlechtern. Sollte das der Fall sein, werden wir Ihnen raten Aktienpositionen – auch mit Verlust – zu verkaufen. Wie lange ein solcher Salami-Crash andauern wird, ist mit großer Ungewissheit behaftet. Auch für ein solches Szenario sollte man seine Anlagen in Richtung Cash, Bundesanleihen, Short-Aktienfonds und den Edelmetallsektor ausrichten. Wir geben diesem Szenario ebenfalls nur ein geringes Gewicht von 25%. Sollten die fundamentalen Daten sich wie oben beschrieben entwickeln, würde dieses Gewicht aber sehr schnell deutlich ansteigen.

Basis-Szenario 
»Kaufgelegenheit«


Eintrittswahrscheinlichkeit: 60% 


Unser Haupt-Szenario im Moment ist, dass die aktuellen Kurse sehr gute Kaufgelegenheiten bieten. Wir verweisen an dieser Stelle auch auf unseren Report von Ende Oktober.


Extrem niedrige Bewertungen, hohe Gewinn- und Dividendenrenditen, belastbare volkswirtschaftliche Daten in Europa und Asien, nachhaltige (und profitable) Geschäftsmodelle auf Seiten der Unternehmen, große Innovationen, das weiterhin laufende chinesische Seidenstraßenprogramm, große Devisenreserven gerade in den wirtschaftlich aktiven Regionen dieser Erde – all das steht weiterhin absolut mickrigen Anlagezinsen entgegen. Hinzu kommen die oben aufgeführten Markt-Extrema, die in der Vergangenheit mindestens für eine deutliche Gegenbewegung ausgereicht haben.


Die negativen Meldungen der letzten Wochen und Monate, die den Anlegern Sorgen bereiten, könnten sich bald durch entsprechende Meldungen und/oder Tatsachen in Luft auflösen. Italien hat inzwischen einen Haushalt verabschiedet, der wohl keine Maßnahmen seitens des Euro-Raums auslösen wird. Der Brexit wird in Bälde stattfinden – ob nun geregelt oder ungeregelt. Man wird danach feststellen, dass die britischen Inseln nicht untergehen und das Leben auch dort weitergeht. Der Rest Europas würde von einem ungeregelten Brexit vermutlich sogar profitieren, weil eine starke Produktionsverlagerung statt finden müsste. Die anstehenden Europawahlen werden zwar deutliche Veränderungen mit sich bringen, aber 
Europa wird auch in Zukunft nicht von Extremisten regiert werden – eher weiterhin von Bürokraten. 


Und dann wäre da noch Donald Trump: Es ist durchaus wahrscheinlich, dass er auch den Government Shutdown in die Länge ziehen wird, um »die Anderen« zu beschimpfen. Am Ende wird aber der Government Shutdown gelöst werden. Schließlich wird eine Regierung sich nicht nachhaltig des eigenen Geldes beschneiden. Da verschuldet man sich lieber zu Lasten des Volkes. Aber die guten Nachrichten werden wohl noch weiter gehen! Zum Jahreswechsel haben sowohl die amerikanische, wie auch die chinesische Regierung bestätigt, dass es deutliche Fortschritte bei den Zollverhandlungen gibt. Beide haben auch den Willen zur Einigung bekundet. Es ist also durchaus möglich, dass binnen der nächsten 8 Wochen eine solche Einigung verkündet werden wird. Damit wäre der globale Belastungsfaktor der letzten Monate vom Tisch!


Und für alle, die genug von Trump haben an dieser Stelle der Hinweis: Wir sind bereits im US-Vorwahl-Jahr. Die erste Kandidatin für das Präsidentenamt hat sich zum Jahreswechsel in Stellung gebracht. Tatsächlich wäre es für die USA sehr unüblich einen Präsidenten nach nur einer Amtszeit abzuwählen. Trotzdem werden Trump-Gegner – in beiden Lagern – in den nächsten Monaten sich eher Hoffnungen machen, weil sich mehr und mehr Kandidaten aufstellen lassen, bevor dann der Ausleseprozess beginnt. Somit wird der Fokus der Medien (endlich mal wieder) auch auf anderen Personen liegen.


In unserem Basis-Szenario betrachten wir die aktuelle Schwäche als Kaufgelegenheit. Vor allem von der Bewertungsseite her, sollten Aktien-Käufer auf mittlere Sicht deutlich von den aktuellen Kursen profitieren können. Aber wir sehen auch durchaus deutliches Potential für Verbesserungen. Vor allem eine Lösung im Handelskonflikt zwischen den USA und China und die danach folgende Hoffnung auf einen neuen US-Präsidenten im Jahr 2020 könnten die Katalysatoren für eine erneute Hausse an den Aktienmärkten sein. In diesem Szenario gilt es Aktien weiter zu halten und die Quoten zu erhöhen.


Im ersten Quartal könnte es unter diesem Szenario weiterhin zu Schwierigkeiten an den Märkten kommen, da die Unsicherheiten aktuell noch groß sind. Die Katalysatoren sollten sich aber allesamt im ersten Quartal auftun. Ein Timing wird absolut unmöglich sein. So wird eine Lösung im Handelsstreit wahrscheinlich irgendwann mitten in der Nacht durch einen Twitter-Tweet von Donald Trump verkündet werden und man wird keine Zeit haben dann sein Portfolio neu auszurichten. Insofern gilt für dieses Szenario gerade an negativen Tagen: »Augen zu und durch«.


Was machen die Investmentfonds in dieser Situation?


Wie immer möchten wir an dieser Stelle keine Werbung für irgendwelche bestimmten Fonds machen. Deswegen veröffentlichen wir keine konkreten Fondsnamen.


Viele unsere Kunden sind in sehr flexible Investmentfonds, die ihre Aktienquoten extrem stark verändern können, investiert. Einige davon werden diskretionär verwaltet, andere nach gewissen Systematiken.


Vor allem die regelbasierten Fonds profitieren aktuell relativ zu den reinen Aktienfonds. 


Die trendfolgenden Fonds, die wir im Einsatz haben, haben im Moment Aktienquoten von 0% (!) – obwohl sie eigentlich auch 100% investiert sein könnten.


Fonds mit einem sogenannten Risk-Parity-Ansatz haben ebenfalls entweder sehr niedrige Aktienquoten. Oder sie sind sogar negativ in die Aktienmärkte investiert, profitieren also sogar von den fallenden Kursen. 


Gleiches gilt auch für eine Reihe anderer regelbasierter Strategien. Auch bei vielen diskretionär verwalteten Fonds sehen wir im Moment eingebaute Absicherungen oder hohe Cash-Positionen.


Reine Aktienfonds oder Fonds mit starren Konzepten machen natürlich auch das, was drauf steht – sie haben Aktien oder eben eine feste Mischung aus Aktien und Anleihen oder Cash.


Überwiegend stellen wir also fest, dass die regelbasierten Fonds im Moment sehr gut funktionieren, weil diese Fonds sich in der Regel zwischen August und November aus den Aktienmärkten verabschiedet oder ihre Quoten deutlich reduziert haben. 


Für das Gesamtjahr 2018 bleibt natürlich leider festzuhalten, dass nahezu alle Fonds ein deutliches Minus verkraften mussten. Nur ganz wenigen Themen gelang ein 
Kursplus. Zu diesen wenigen Fonds gehören übrigens auch die Fonds, die in unseren beiden Haupt-Spezialthemen investiert sind: Fische und Saudi-Arabien. Naturgemäß sind auch die offenen Immobilienfonds weiterhin im Plus – das Problem ist nur, dass die ganz wenigen, guten Immobilienfonds weiterhin kein neues Geld annehmen.


Die konservativeren Fonds, die auch entsprechende 
Anleihequoten in ihren Portfolios haben, konnten das Jahr 2018 mit einem blauen Auge abschließen – aufgrund der massiven Einbrüche an den Hauptmärkten waren aber auch diese leicht im Minus.


Erschütternde Studie! 
Oder: Was uns von unseren Mitbewerbern abhebt


Regelmäßig gibt es natürlich auch in der Fondsbranche viele Umfragen und Statistiken. Ende 2018 wurde eine jährliche Studie zu den Finanzvertrieben veröffentlicht. Von den darin zu findenden Daten waren wir regelrecht erschüttert!


Wenig verwunderlich ist, dass in Banken und Sparkassen überwiegend die hauseigenen Investmentfonds verkauft werden. Auch ist bekannt, dass die meisten »freien Berater« nur wenige Fonds vertreiben (Anmerkung von uns: Weil es am einfachsten ist?). Soweit, so schlecht.


Was uns aber wirklich erschüttert hat, ist, dass 95% der Befragten angegeben haben im letzten Jahr weniger als 4 Besuche / Kontakte mit den Investmentgesellschaften gehabt haben. Das bedeutet, dass die meisten Berater sich einmal ein, zwei oder drei Produkte ausgesucht haben und dann werden immer diese Produkte auf Teufel komm raus verkauft. Hauptsache die Provision stimmt und man hat wenig Arbeit.


Nur mal zum Vergleich: Ganz aktuell haben wir mehr als 130 verschiedene Investmentfonds im Einsatz! Und noch viel wichtiger: Im Jahr 2018 hatten wir (zu zweit!) an 80 verschiedenen Meetings, Konferenzen oder Vorträgen teilgenommen. Und wir haben in der Aufstellung sicherlich die eine oder andere spontan einberufene Telefonkonferenz in der Eile der Zeit nicht eingetragen.


Wir sind erschüttert über die Arbeitsweise in der Branche. Leider hat sich in den letzten Jahren so gut wie nichts verbessert. Wir werden weiterhin den eingeschlagenen Weg gehen und auch abseits der großen Gesellschaften und Anbieter nach Nischenprodukten Ausschau halten und wir werden auch sicherlich in 2019 wieder einige sehr gute Produkte und Märkte aufspüren!


Finanzberater des Jahres 2019


Der Wettbewerb zum Finanzberater des Jahres 2019 ist abgeschlossen. Auch auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen oder dass es »langweilig« wird, möchten wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir uns erneut in einem sehr harten und schweren Wettbewerb bei extremen Kapitalmarktbedingungen gegen hunderte Mitbewerber durchgesetzt haben. Bernd Fritsche landete auf Platz 16, Tobias Kunkel auf Platz 15 (wohlgemerkt mit unterschiedlichen Strategien). Somit dürfen wir uns beide erneut mit dem Titel »Finanzberater des Jahres« für das Jahr 2019 schmücken!


Was Aktien und Fernreisen gemeinsam haben


Den nachfolgenden Text haben wir Mitte Dezember unter dem Titel »Holpriger Jahresstart voraus?« an unsere Kunden per E-Mail geschickt. Es blieb keine Zeit aus dem Text einen eigenen Report zu gestalten – deswegen veröffentlichen wir den Text nun mit dem Jahresausblick für 2019:


Unser letzter Report ist noch keine zwei Monate alt.


Seit Ende Oktober sind vor allem zwei Dinge festzustellen: Die meisten Emerging und Frontier Markets haben zugelegt, die Hauptmärkte – also USA und Europa – kamen erneut kräftig unter Druck.


Mit der heutigen Information möchten wir die aktuelle Lage an den Kapitalmärkten und unsere Handlungsempfehlungen verständlich erläutern.


Um eines vorweg zu nehmen: Trotz der günstigen Bewertungen – wir verweisen an dieser Stelle auf unseren Oktober-Report – müssen wir zum Jahresstart 2019 zunächst erneut mit Kursturbulenzen rechnen. Die negative Entwicklung der letzten Wochen im Zusammenhang mit den Ergebnissen aus der Behavioral Finance – also der Analyse der Sentiment-Daten – induzieren für die Aktienmärkte im Jahr 2019 zunächst einen sehr holprigen Start, eventuell sogar erneut mit panischen Ausmaßen.


Trotzdem bekräftigen wir unsere positive Haltung gegenüber Aktien.


Um das zu verdeutlichen, vergleichen wir die Aktienmärkte mit den Preisen für Flugtickets:


Was eine Gruppen-Fernreise-Buchung 
mit der aktuellen Lage 
am Aktienmarkt zu tun hat


Stellen Sie sich vor, Sie müssen für einen Verein eine Fernreise organisieren. 100 Personen werden an dieser Reise teilnehmen – darunter auch schulpflichtige Kinder. Somit fällt der mögliche Reisezeitpunkt mitten in die Reise-Hauptsaison im Hochsommer.


Sie wissen, dass die Flugtickets für diese Fernreise im Normalfall 1.000 Euro pro Person kosten. Da Sie die Preise bereits seit längerem beobachten wissen Sie auch, dass im Hochsommer die Flüge in der Regel ausgebucht sind und üblicherweise sogar 1.300 Euro kosten. Kurz vor dem Ferienstart werden die letzten der begehrten Plätze sogar vereinzelt für 1.500 Euro verkauft. Frühbucher bekommen den Flug lange im Voraus auch mal für 700 Euro. Für die Frühbucher-Option sind sie aber bereits 3 Monate zu spät dran. Sie wissen auch, dass es manchmal Schnäppchenangebote gibt – um es in den Worten einer der großen deutschen Fluggesellschaften auszudrücken: »Eintagsfliegen«. Hier werden diese Tickets manchmal sogar für 349.- Euro angeboten – allerdings meist außerhalb der Hochsaison, buchbar an nur wenigen Tagen im Jahr und nur in sehr begrenzter Stückzahl.


Bevor Sie mit der Reiseorganisation betraut wurden, hat sich der Verein und der Vereinsvorstand natürlich Gedanken darüber gemacht, was die Reise für die Vereinsmitglieder in etwa kosten wird. Da der langfristige Mittelwert bei den Flügen 1.000 Euro beträgt, hat man im Verein in der Kalkulation zunächst auch 1.000 Euro angesetzt.


Sie haben Gerüchte gehört, dass demnächst eine andere Airline das Ziel zusätzlich ansteuern will. Um die neue Route zu bewerben, soll diese Airline am Anfang Tickets auch zum Frühbucherpreis von 700 Euro anbieten. Ob diese Fluggesellschaft es aber wirklich schafft, bereits in dieser Hauptsaison das Ziel anzufliegen, wissen Sie nicht genau. Es könnte sich auch noch um eine Saison verzögern.


Aktuell haben Sie ein verbindliches Angebot für die benötigten 100 Tickets für je 850 Euro vorliegen. Das Angebot ist zwei Wochen gültig. 


Sie müssen nun entscheiden, ob Sie die 850 Euro pro Ticket akzeptieren oder nicht.


Da Sie gegenüber der Planung des Vereins 150 Euro pro Ticket einsparen, vermuten wir, dass Ihnen die Entscheidung nicht schwerfallen wird. 


Oder vielleicht doch? 


850 Euro bezahlen und sich freuen, dass jeder 150 Euro weniger, als geplant zahlen muss? Oder 850 Euro zahlen und sich dann ärgern, wenn demnächst das Einführungsangebot der anderen Fluglinie mit 700 Euro auf Ihrem Tisch liegen wird?


Und welch Schande würde über Sie kommen, wenn die große, deutsche Airline vielleicht doch irgendwann in den nächsten Wochen ein Eintagsfliegen-Angebot mit 349 Euro veröffentlicht. Ihre Vereinsmitglieder hätten dann mehr als das Doppelte bezahlt!


Stellen Sie sich das vor: Sie sitzen mit Ihren Vereinsmitgliedern im Flugzeug und neben dem Vereinsvorstand sitzt ein Passagier, der nur 349 Euro bezahlt hat!


Was also tun? Welche Optionen haben Sie?


Die für Sie einfachste Option ist: Nichts tun – schieben Sie die Verantwortung für die Flugbuchungen auf die Vereinsmitglieder! Soll sich jeder selbst um seine Tickets kümmern! Dann sind Sie wenigstens nicht der Dumme, wenn jemand »zu viel« bezahlt.
Sie buchen für 850 Euro alle 100 Tickets und freuen sich, dass die Vereinsmitglieder in Summe 15.000 Euro zum Normalpreis gespart haben.
Sie buchen für 850 Euro einen Großteil der Tickets – zum Beispiel 80 Stück – und versuchen den Rest später günstiger – am Besten natürlich für 349 Euro - zu bekommen – gehen damit aber das Risiko ein, auch 1.300 Euro oder gar 1.500 Euro bezahlen zu müssen.
Sie gehen voll ins Risiko und buchen zunächst kein Ticket und hoffen, genau an dem Tag am Rechner zu sitzen und schnell genug zu sein, wenn ein günstigeres Angebot irgendwo im Internet auftaucht. Hoffentlich gibt es dann auch 100 Tickets für ein und denselben Flug. 


Wir nehmen an, dass die meisten von Ihnen sich für 
Option 2 entscheiden würden. Einige vielleicht auch für Option 3. 


Sehr ähnlich ist die aktuelle Lage an vielen Aktienmärkten!


Wir wissen, dass viele Aktien aktuell günstig, teils sogar sehr günstig sind.


Details entnehmen Sie unserem Oktober-Report. 


Alternativ verweisen wir auf den Kommentar von Ufuk Boydak von der Loys AG:
https://www.dasinvestment.com/loys-vorstand-ufuk-boydak-vor-weihnachten-gibt-es-in-diesem-jahr-kursgeschenke/


Oder auf das Statement von Hendrik Leber:

https://www.n-tv.de/mediathek/videos/geldanlage-check/Was-das-neue-Jahr-fuer-den-Dax-bringt-article20767422.html


Was wir aber sehen, sind die Daten aus dem Sentiment, der Marktstruktur und der Markt-Technik. 


Genau diese Daten deuten eben darauf hin, dass der Markt »noch nicht ganz sauber« ist. Es sollte idealerweise noch zu einer Marktbereinigung kommen. Eine solche Bereinigung geschieht aber nicht mit einem kleinen Schäufelchen und einem Handfeger, sondern meist mit einem fulminanten Laubbläser – mit viel Lärm und Tohuwabohu. Massive Rückgänge – »idealerweise« binnen weniger Tage und dazu ein paar »Horrormeldungen« aus Politik und Wirtschaft. Das I-Tüpfelchen ist dann immer eine Auftaktmeldung dazu in der »Tagesschau« oder eine Sondersendung in der ARD – entweder als »Brennpunkt« oder direkt als Hauptthema für eine der Talkshows. 


Mögliche Themen gäbe es genug – und die meisten passen auch zeitlich in das erste Quartal 2019: Brexit, Italien, Frankreich, Deutsche »Groß«-Banken, Trump und und und. 


Kommen wir zurück zu unserem Beispiel mit den Flugtickets:


Sie nehmen also an, dass die Ticketpreise demnächst mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit tatsächlich deutlich unter den jetzt fest zugesagten 850 Euro gehandelt werden. Sie wissen aber nicht genau wann und wo und wie viele Tickets es dann überhaupt geben wird. Wir wissen auch, dass in der Hochsaison die Preise wieder bei 1.300 Euro bis 1.500 Euro liegen werden.


Sollen Sie uns also jetzt Panik bekommen, wenn wir diese Tickets zu 850 Euro kaufen?


Der eine oder andere mag nun dagegenhalten, dass eine eventuell erneut deutliche Abwärtsbewegung in den Aktienmärkten genügend Zeit bieten wird, um dann günstiger an die Aktien zu kommen.


Deshalb haben wir nachfolgend die finalen Phasen aller großen Abwärtsbewegungen der letzten 20 Jahre im amerikanischen Aktienindex S&P 500 Index dargestellt. Zusätzlich haben wir die darauf folgenden Aufwärtsbewegungen markiert und »abgezählt« an wie vielen – oder besser gesagt: wie wenigen – Handelstagen diese Aufwärtsbewegungen im Endeffekt stattgefunden haben:


Wie Sie sehen können, waren immer nur wenige Handelstage nötig, um die finalen Ausverkaufsphasen wieder wett zu machen. Natürlich gab es oftmals längere Phasen der Bodenbildung – aber die entscheidenden Bewegungen fanden eben immer binnen weniger Tage statt. Wenn Sie nun versuchen möchten, diese Tiefpunkte zu timen, dann müssen Sie ja Ihre Orders bereits vorher aufgeben. Das ist der große Unterschied zu dem Beispiel mit dem Flugticket! Sie sehen zwar einen aktuellen Preis, aber ob Sie den auch wirklich bekommen, wenn Sie ordern, ist ungewiss!


Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass in den obigen Beispielen natürlich zwei Zeiträume liegen, in denen es über eine relativ lange Zeit möglich war Aktien billiger zurück zu kaufen, als am davor-
liegenden Hochpunkt. In den Abwärtsphasen von Herbst 2000 bis Frühjahr 2003 und Sommer 2007 bis Frühjahr 2009 verketteten sich mehrere starke Verkaufswellen und man konnte selbst nach der oben gezeigten Trendwende im Verhältnis zum Hochpunkt günstiger an die Aktien kommen.


Aber: In beiden Fällen haben reihenweise negative Daten bereits am Anfang der Krise überwogen. Alle, die uns schon länger kennen, wissen, dass wir damals eindringlich vor den Risiken gewarnt haben. Der große Unterschied zu heute ist, dass die fundamentalen Daten global in Summe jedoch positiv sind! Natürlich werden sich Wachstumszahlen in den nächsten Wochen und Monaten abschwächen – aber von einer (globalen) Rezession sind wir meilenweit entfernt. Zudem werden die Unternehmen nicht zu völligen Mondpreisen gehandelt – wie das im Jahr 2000 der Fall war. Ganz im Gegenteil – sie sind oftmals sogar bereits so billig, wie sonst nur in großen Krisen.


Insofern können wir seriöserweise aktuell nicht davon ausgehen, dass sich ein solches Szenario aktuell wiederholt.


Zu guter Letzt muss man auch festhalten, dass die aktuelle Abwärtsphase – je nach Index – bereits mehrere Monate bis hin zu mehr als einem Jahr anhält. In einigen Emerging Markets scheint es auch der Fall zu sein, als ob die finalen Tiefpunkte – mit entsprechend negativen Meldungen – bereits im Spätsommer 2018 erreicht wurden. Wir befinden und also definitiv nicht am Anfang einer solchen Phase, sondern mitten drin!


Zusammenfassung


Der aktuelle Preis für das »Flugticket« (Aktien) ist deutlich günstiger als im Durchschnitt. Wer ein solches Ticket hat, sollte es nicht hergeben. Wer ein Ticket braucht, sollte kaufen.


Wer demnächst ein Ticket kaufen will, kann es unter Umständen billiger bekommen – vielleicht sogar deutlich billiger. Wer aber mehrere Tickets für ein und dasselbe Flugzeug braucht, der sollte sich nicht zu viel Hoffnungen machen. 


Viel wichtiger ist aber, dass man sich nicht ärgert, wenn man sieht, dass ein aktuell günstiges Ticket demnächst noch günstiger gehandelt wird. Man weiß schließlich, dass der bereits bezahlte Preis bereits ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis liefert.


Auch wenn es vielleicht in den nächsten Wochen heißt: »Fasten your seat belts« – Sie wissen, das Flugzeug wird am Ende den Zielflughafen wohlbehalten erreichen.



Redaktionsschluss 04.01.2019