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Bulle und Bär

Kommentar globale Aggregate und regionale Komponenten

Seit der letzten Aktualisierung des Welt-Trend-Indikators WTI sind inzwischen rund zwei Monate vergangen.

Unterm Strich hat sich in dieser Zeit wenig getan.

  • Globale Märkte in Euro: von -2 auf 3 = +5
  • Globale Märkte in US$: von 6 auf 12 = +6
  • Globale Märkte in Landeswährung: von 24 auf 22 = -2

Bei der letzten Aktualisierung schrieb ich:

»Zwar führen unsere fundamentalen Überlegungen den Schluss nahe, dass es bei einem deutlichen »Knick« im Trend bleibt und dass sich dieser Knick am Ende vielleicht als sehr gute Kaufgelegenheit darstellen wird – aber wer schon jetzt nervös ist, der wird in ein paar Wochen sicherlich nicht zugreifen – sondern eher in Panik verkaufen.«

Im Nachgang sieht die Bewegung der letzten zwei Monate auf den ersten Blick bereits wie der beschriebene »Knick« aus. Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass er das bereits war. Ich denke eher, dass der Knick erst noch kommt. Ich möchte den Fokus aber auf den hinteren Teil des Satzes lenken: »aber wer schon jetzt nervös ist, der wird in ein paar Wochen sicherlich nicht zugreifen – sondern eher in Panik verkaufen.«

Unter den von uns betreuten Investoren sind sowohl Investoren, die schon frühzeitig Kasse gemacht haben, als auch Investoren, die teil-abgesichert investiert sind, als auch Investoren, die bis heute voll investiert sind, bzw. erst kürzlich Positionen erworben haben.

Wenn man die Investoren beobachtet, dann merkt man, dass die ersten locker den Sommer genießen, die zweiten deutlich nervös sind – weil die Absicherungen im Wert fallen und die anderen Positionen ja eigentlich steigen. Die dritte Gruppe ist aktuell überwiegend hypernervös. Jede kleine Marktänderung wird genauestens beobachtet und diskutiert, aber man bleibt im Markt. Besonders dramatisch ist die Psyche bei Investoren, die nicht in den wenigen Märkten investiert sind, die im Moment steigen und medial nach oben gepusht werden (DAX und S&P500), sondern die global aufgestellt sind. Sie verlieren Geld, obwohl sie investiert sind und obwohl die Medien die Meinung erzeugen, dass »doch alles steigt«. Ich stelle hier gewisse Parallelitäten zur Stimmung im Frühjahr und Sommer 2007 fest!!

Aber genau die letzte Gruppe macht mir am meisten »Angst«. Denn vermutlich ist es genau diese Gruppe, die in einer möglichen, deutlichen Korrektur in ein paar Wochen an den Hauptmärkten dann alles hinschmeisst – selbst wenn die eigenen Positionen dann schon gar nicht mehr von der Korrektur betroffen sein mögen.

Kommen wir aber zurück zum Thema WTI:

Nach dem letzten Kommentar rutschten alle Teilindikatoren zunächst deutlich ab und erholten sich binnen weniger Tage wieder. Seit dem sehen wir eine undynamische Aufwärtsbewegung – oder besser gesagt ein »Herum-Gedümpel«. In Euro bewegt sich der Indikator in der neutralen Zone, in Dollar ist er angestiegen – der Unterschied ist in der Tat im wesentlichen auf die aktuelle Stärke des Euros zum US$ zurück zu führen. In Landeswährung ist der Index seit der letzten Aktualisierung leicht gefallen, wengleich er sich immer noch am höchsten im positiven Terrain bewegt. Aber genau diese minimale Abschwächung macht mir am meisten Sorgen. Betrachtet man andere, globale Indikatoren – wie Sentiment-Daten, Aktien mit neuen 52-Hochs oder -Tiefs, Anteil steigender zu fallender Aktien, verschiedene technische Indikatoren und so weiter – so erkennt man eine zunehmende Anzahl mittel- und langfristiger Divergenzen – also unterschiedliche Entwicklungen, die nicht zueinander passen. Das sind meistens die »letzten« Vorboten vor einem Trendumkehr oder einem Einbruch.

Betrachtet man die Indizes in Landeswährung, dann fällt auf, dass sich zu der bereits seit Monaten andauernden »BRIC«-Schwäche nun auch die ehemaligen Highflyer-Märkte der letzten Monate dazu gesellen. Die Türkei, Indonesien, Mexiko und die Philippinen haben sich seit den Tiefpunkten 2009 jeweils verdrei- bis vervierfacht und strotzten bis vor Kurzem geradezu vor »Performance-Kraft«. All diese Märkte kämpfen nun auch mit ihren langfristigen Trends oder sind teilweise sogar durchgebrochen. Auch das ist ein schlechtes Omen, wenn die Highflyer verschwinden und keine neuen Highflyer auszumachen sind. Lediglich Südafrika läuft bislang weiter.

Betrachtet man die regionalen Komponenten, so sieht man, dass für Europa nahezu alle Märkte einen Aufwärtstrend anzeigen. Aber auch diese Bild stimmt nur zum Teil. Einerseits sind die im Hintergrund berechneten Indiezs allesamt auf Basis des US$ - somit ist also ein Teil des Anstiegs auf die aktuelle Eurostärke zurück zu führen. Andererseit ist die Frage, ob wir es hier mit dynamischen Aufwärtsbewegungen zu tun haben oder ob andere Effekte eine Rolle spielen.

In der Tat sieht man einige Märkte – wie zum Beispiel Irland, Griechenland oder Belgien – die einen dynamischen Anstieg zeigen – von einer sehr niedrigen Basis aus. Für einige europäische Länder darf man hoffen, dass die monate-, bzw. jahrelangen Konsolidierungen – wie zum Beispiel in Frankreich, Großbritannien, Portugal oder auch in Norwegen – endlich beendet werden und sich eine neue Aufwärtsdynamik heraus kristallisiert. Die Märkte scheinen ein baldiges Ende des Wirtschaftsabschwungs in Europa endlich langsam anzuzeigen. Auch der Euro zeigt ja in diese Richtung. Meist kommen aber bei Beendigung solch massiver Krisen nochmal kleinere »Nachbeben« – die sind hier sicherlich nicht auszuschließen.

Insgesamt sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sich aktuell sehr viele Märkte sehr nahe an ihren langfristigen Trends. Aktuell sind in US$ gerechnet 26 Märkte in einem Aufwärtstrend, 14 in einem Abwärtstrend und 10 in der neutralen Zone. Eine allgemeine Kursabschwächung um -5% würde dazu führen, dass sich nur noch 18 Märkte in einem Aufwärtstrend, aber 24 Märkte in einem Abwärtstrend und 8 in der neutralen Zone befinden würden. Der WTI würde dann auf -6 fallen. Ein Anstieg um +5% würde dazu führen, dass 33 Märkte in einem Aufwärtstrend, 10 in einem Abwärtstrend und 7 in der neutralen Zone wären. Der WTI würde sich dann auf +23 verbessern.

Alle Märkte befinden sich im Durchschnitt nur 6,5% oberhalb ihrer Verkaufszone und nur 0,9% über den Kaufmarken.

Die Luft ist insgesamt also sehr dünn. Ich würde den Markt an dieser Stelle nicht herausfordern. Abwarten und Tee trinken ist im Moment vermutlich die bessere Strategie – auch wenn es manchmal weh tut, wenn man sieht, dass der DAX steigt, aber das eigene Depot nicht. Der DAX ist nicht alles. Es wird sicherlich auch wieder eine Zeit kommen, da wird man heilfroh sein, wenn man keinen DAX und keinen S&P500 hat.

In der Zwischenzeit kann man sich ja mal mit der unteren Seite der Performance-Ranglisten beschäftigen – vielleicht findet man hier den einen oder anderen Markt, der seine Abwärtsbewegung bereits beendet hat oder der zumindest inzwischen so billig erscheint, dass man erste Käufe wagen kann. Dazu mehr in unserem nächsten Report, der die nächsten Tage erscheint. Als Nicht-Kunde müssen Sie leider immer einen Monat auf die Veröffentlichung warten, jedoch können Sie unsere Reports auch abonnieren.