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Bulle und Bär

Kommentar (Datenstand April 2013)

Seit der letzten Aktualisierung im April mit Datenstand Februar hat sich wieder einiges getan. Die Renditen sind auf breiter Front weiter gefallen – im Schnitt um 0,2% – somit sind die Kurse der Anleihen weiter deutlich angestiegen. Vor allem im Segment der Hochzinsanleihen und der Emerging Market Bonds kam es zu deutlichen Renditerückgängen und folglich eben deutlichen Kursanstiegen.

Der Spread (Zinsaufschlag) der beobachteten Produkte blieb in etwa gleich.

Die nächsten Monate werden im Anleihebereich vermutlich sehr interessant werden und für die meisten Anleger eine unerwartet hohe Schwankungsbreite mit sich bringen.

Aktuell gehen die Anleger global von langfristig extrem niedrigen Zinsen aus. Das wird vermutlich auch so eintreten, jedoch können bei diesen Kursen bereits leicht höhere Zinsen zu deutlichen Schwankungen führen.

Die Äußerungen von US Notenbankchef Bernanke, die Daten aus dem amerikanischen Immobilienmarkt und vom Arbeitsmarkt legen den Schluss nahe, dass es in den USA deutlich früher zu einem Zinsanstieg kommen wird, als die Masse der Investoren erwartet. Dieser Zinsanstieg für sich allein betrachtet sollte nicht das große Problem sein. Was sich aber als großes Problem herausstellen könnte ist die Tatsache, dass wirklich die große Masse der Anleger auf dem falschen Fuß erwischt wird. Wenn die ersten deutlicheren Schwankungen dann dazu führen, dass in Summe die Zuflüsse in das Anleihesegment gestoppt werden oder wenn es gar mal für einige Wochen zu einem Abfluss aus dem Anleihesegment kommt, dann kann das in der Tat sofort ganz dramatische Folgen haben.

Einige der Fonds auf der Liste haben eine Phase mit gigantischem Volumens-Wachstum hinter sich. Viele der Produkte hatten VOR der letzten Krise im Sommer 2007 ein Volumen, welches in etwa gerade einmal halb so groß oder sogar nur ein Fünftel des heutigen Volumens betrug. Und die Volumina sind heute oftmals im Milliarden-Bereich – bis hin zu mittleren, zweistelligen Milliarden-Summen.

Wenn solche Fonds dann in relativ engen Markt-Segmenten wie Hochzinsanleihen oder Emerging Market Bonds in lokaler Währung unterwegs sind und teilweise auch die größten Anleihe-Halter von einzelnen Firmen oder Ländern sind, dann braucht es nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, was hier passieren kann, wenn die Anleger nervös werden. Und dazu braucht es gar nicht mal einen »echten«, massiven Grund geben. Ein kleiner Zinsanstieg in den USA der deutlich früher kommt, als die Masse erwartet – und schön könnte sich in diesem Segment ein regelrechtes Debakel entwickeln.

Wenn alles so weiterentwickelt, wie in den letzten Monaten, dann ist ja alles wunderbar. Aber man sollte die Möglichkeit von massiven Rückgängen mit einplanen. Folglich ist eine breite Streuung, eine Reduzierung der Risiken hinsichtlich Rating und Liquidität und ein genaues Beobachten der Märkte aktuell unabdingbar. Wenn es zu ersten Anzeichen für eine negative Entwicklung kommt, dann gibt es nur zwei Handlungsoptionen:

Entweder: »Augen zu und durch« – da wird man ggf. sehr viel Schwankung in Kauf nehmen müssen oder: »If you panic, panic first« – also dann sofort raus. Auf keinen Fall sollte man nach einigen Wochen oder Monaten starker Schwankung und deutlichen Kursrückgängen dann Panik bekommen. An diesem Punkt soll man nämlich besser schon wieder über Zukäufe nachdenken – denn das Hauptproblem werden unter dem Strich sehr niedrige Zinsen in den entwickelten Märkten bleiben. Der sich daraus abzeichnende Trend – eine Verlagerung von sehr viel institutionellem Geld weg von deutschen, amerikanischen und japanischen Staatsanleihen hin zu Anleihen aus Emerging Markets oder hin zu Hochzins-Anleihen von Unternehmen wird vermutlich noch viele Monate, wenn nicht Jahre anhalten. Nur »braucht« es zwischendurch immer wieder mal eine »Bereinigung«, ein »Börsengewitter« oder eben auch einen kurzfristigen Crash, damit die Hausse weiter voranschreiten kann.

Wie gesagt: Keine Trendwende, aber dafür massive Schwankungen und Opportunitäten.

In meinen Augen ergibt sich hier für die nächsten Monate ein ähnliches Bild, wie am Aktienmarkt – siehe meinen heutigen Kommentar zum Welt-Trend-Indikator.