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Bulle und Bär

Der Welt-Trend-Indikator (WTI) nach der Wahl von Donald Trump

Der WTI auf US-Dollar-Basis ist nach der Trump-Wahl in den Sinkflug übergegangen.

Der Grund ist relativ einfach: Der US-Dollar ist v.a. gegenüber vielen Emerging Markets Währungen deutlich angestiegen. Gleichzeitig sind deren Aktienmärkte teils ebenfalls unter Druck gekommen.

Von der Seite her könnte Ungemach für die Marktbreite aufkommen – die sich für den Euro-Anleger aber bisher nur in Ansätzen zeigt.

Noch sind alle Teil-Indizes im positiven Bereich – gerade in Landeswährung haben die Indizes noch ein komfortables Polster.

Trotzdem sind die Auswirkungen der Wahl auf die einzelnen Länder und Branchen massiv:

(nachfolgende Berechnungen hier in Euro)

  • Aktien Mexiko -17,5%
  • Aktien Brasilien -8,5%
  • Aktien Südafrika -9,5%
  • Aktien Indonesien -6,3

Außer Ägypten (+14%) gibt es aber keinen Markt mit entsprechend großen, positiven Kennzeichen in dieser Woche. Nachdem der Markt in Ägypten wegen der Währungsfreigabe letzte Woche mal eben schnell -40% an Wert verloren hat, ist das Pluszeichen dort in dieser Woche nicht über zu bewerten.

Hoch interessant ist, was die US Wahl mit verschiedenen Branchen-Indizes gemacht hat.
(nachfolgende Berechnungen in US Dollar)

Auf der Gewinnerseite:

  • Nasdaq Banks +12,3%
  • Nyse Arca Defense +11,9%
  • Nyse Arca Broker +11,6%
  • Nyse Arca Biotech +11%
  • S&P Banks +10,2%
  • Philadelphia Banks +10%
  • Nasdaq Biotech +10%
  • Nyse Arca Steel +7,2%
  • China CSI Materials +5,4%
  • Nyse Arca Pharma +5,9%
     

Auf der Verliererseite:

  • Nyse Arca Gold Bugs -13,0%
  • Philadelphia Utility -6,5%
     

An den Börsen gibt es knapp eine Woche nach der Wahl also einen großen Gewinner und einen großen Verlierer: Die USA und der US$ können massiv gegen die Emerging Markets und die Emerging Markets Währungen gewinnen. Europa und Japan hatten starke Schwankungen, im Endergebnis dümpeln beide aber wenig verändert vor sich hin.

An den amerikanischen Börsen gibt es ebenfalls eine klare Aufteilung von Gewinnern und Verlierern:

Banken, Broker, Versicherer, Pharma, Biotech, Stahl- und Verteidigungsindustrie stehen den Versorgern und Goldminen gegenüber.

Das interessanteste Bild bietet sich von der Zins-Seite!

Im Bereich der 1-jährigen US-Anleihen deutet sich bereits seit 2015 das Ende eine Bodenbildung an:

 


Bei den 5-jährigen bestätigt sich durch den deutlichen Rendite-Anstieg der letzten Woche von 1,25% auf 1,56% ebenfalls die Bodenbildung, die sich bereits seit Juli durch ein höheres Tief im langfristigen Bild abzeichnet.

 


Die 10-jährigen stieg die Rendite von 1,78% in der Vorwoche auf 2,15% am Freitag Abend. Das sind mal eben 0,37% Renditeanstieg ! Das klingt nicht nach viel, ist aber einer der größten relativen Anstiege, die ich in so kurzer Zeit jemals gesehen habe!

 


Und auch die 30-jährigen haben letzte Woche 0,38% zugelegt. Auch das ist ein ordentlicher Schluck aus der Pulle.

 

Von der technischen Seite her befinden sich die Renditen der 10- und 30-jährigen immer noch in stabilen Abwärtstrends. Die kurzfristigen Zinsen hingegen machen sich auf den Weg die Seitwärtstrends nach oben zu verlassen (1 und 2-jährige), bzw. den Abwärtstrends zur Seite hin zu verlassen (5-jährige).

Die Wahl von Donald Trump geht damit direkt einher mit einer Zinswende.

Diese ist aktuell noch nicht massiv und bisher ist es kaum vorstellbar, dass die Zinsen in den USA wirklich deutlich ansteigen, weil die US Wirtschaft doch sehr fragil ist.

Macht Trump aber ernst mit seinem Infrastrukturprogramm, dann gibt es viele Gründe für steigende Zinsen! Der Staatshaushalt würde deutlich belastet, eventuell stünde das amerikanische Rating auf dem Spiel. Der Arbeitsmarkt könnte heiß laufen. Rohstoffpreisanstiege würden die Inflation ebenfalls anheizen.

Und plötzlich wäre sie wieder da – die Inflation und hohe Zinsen.

Das ist ein wahres Horror-Szenario für Anleihebesitzer.

Wer also lang laufende Staatsanleihen besitzt, der sollte sich jetzt ganz warm anziehen!

Fazit:

Trump bedeutet bisher: Raus aus den Entwicklungsländern, rein in die USA.

Innerhalb der USA stehen Finanz-, Pharma- und Industriewerte klar im Fokus. Zinssensitive Branchen wie Versorger und Immobilienaktien hingegen werden durch den deutlichen Zinsanstieg abgestraft.

Somit verursacht Trump bislang keinen Börsencrash, aber eine ganz massive Rotation in den Branchen.

Die Zinswende zeichnet sich immer mehr ab. Die Zinsen werden aber wohl noch nicht unmittelbar stark steigen. Das führt zu Druck bei den Besitzern von Anleihen – zusätzlich zu dem bereits bestehenden Druck auf alle, denen das niedrige Zinsumfeld zu niedrig ist.

Der Anlagedruck könnte sich also für einige Monate sogar noch verstärken.

Zusammen mit dem geplanten Investitionsprogramm und den Steuersenkungen und den daraus resultierenden Multiplikator-Effekten könnte es für mehrere Monate zu deutlichen Anstiegen bei den Unternehmensgewinnen und zu deutlichen Anstiegen an den Börsen kommen.

Danach dürften sich mit steigenden Inflationsraten und steigenden Zinsen der Börsenhimmel sehr schnell verdunkeln – ob sich dann aus den Maßnahmen ein selbsttragender Aufschwung entwickelt, der die Wolken wieder vertreiben kann oder ob sich dann zu den höheren Zinsen plötzlich fallende Unternehmensgewinne, eine sinkende Wirtschaftsdynamik und eine deutlich fallende Währung hinzu gesellen – das ist heute noch nicht absehbar.

Die Geschichte deutet eher auf Zweites hin. Bis dahin haben wir aber erstmal ein paar Monate Zeit.