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Bulle und Bär

Renten

Ein Interview mit Dr. Michael Hasenstab, Senior Vice President, Co-Director, Portfolio Manager, Franklin Templeton Fixed Income Group

Dr. Michael Hasenstab, Senior Vice President, Co-Director, Portfolio Manager, Franklin Templeton Fixed Income Group

Dr. Michael Hasenstab managt im Haus Franklin Templeton unter anderen den Templeton Global Bond Fund, Templeton Total Return Fund und den Templeton Emerging Market Bond Fund. Allein in diesen drei Produkten verwaltet Hasenstab bereits mehr als 72 Mrd. US-Dollar. Die Produkte aus dem Hause Templeton sind dabei aber nicht nur sehr groß, sondern vor allem überzeugen sie auch durch ein sehr ansprechendes Risiko-Ertrags-Profil.

In welche Länder investieren Sie derzeit am liebsten?

Als Investor glaube ich nach wie vor an Anlagechancen in Ländern, die Wachstum verzeichnen und allem Anschein nach eine verantwortungsvolle Fiskalpolitik betreiben. Nach Ländern mit solchen Merkmalen halten wir rund um den Globus Ausschau. Zum Beispiel weisen die Schwellenländer derzeit im Vergleich zu den etablierten Ländern eine niedrigere Staatsverschuldung auf, haben höhere Devisenreserven und ein höheres Wirtschaftswachstum.
Abgesehen von China wirkt Asien (ohne Japan) auf uns robust – ebenso wie bestimmte Volkswirtschaften in Lateinamerika, Skandinavien und Osteuropa. Die Kreditbedingungen in diesen Regionen sind angesichts des niedrigen Verschuldungsgrades und der verhältnismäßig soliden Wachstumsraten günstig geblieben. Viele Länder in diesen Regionen bieten auch hohe kurzfristige Zinsen bei – unserer Meinung nach – unterbewerteten Währungen. Wir bevorzugen Länder mit vorausschauender Fiskal-, Währungs- und Finanzpolitik.

Viele Beobachter fürchten den Zerfall der Eurozone.
Wie schätzen Sie die Situation ein?

Die Lage ist heikel, doch Weltuntergangsstimmung ist meines Erachtens nicht angebracht. Griechenland liegt finanziell offenbar in den letzten Zügen, Italien und Spanien, wie ich es sehe, aber keinesfalls. Ich denke, die Eurozone bleibt bestehen und das europäische Finanzsystem ist auf einen möglichen Ausstieg Griechenlands vorbereitet. Langfristig halte ich diese Option unter Umständen für positiv, wenn die Alternative in der unbegrenzten Bezuschussung Griechenlands durch den Rest der EU besteht.
Das Schuldenproblem wird der Weltkonjunktur zwar einen Dämpfer verpassen, aber es ist nicht stark genug, um etwa das Wachstum der Schwellenländer aus der Bahn zu werfen.

Eine bevorstehende ›unsanfte Landung‹ von Chinas Wirtschaft ist in aller Munde. Was sagen Sie dazu?

2010 wuchs Chinas BIP um 10,5%, 2011 um 9,2%. Für dieses Jahr werden Wachstumsraten um 7 bis 8% prognostiziert. Ein hartes Aufsetzen stellt dieser allmähliche Rückgang in meinen Augen keinesfalls dar.

Doch was könnte eine unsanfte Landung auslösen?

Voraussetzung dafür wäre ein massiver politischer Fehler durch eine Übersteuerung in China, die das Land in die Rezession treiben würde. Das halte ich für unwahrscheinlich. China befindet sich meiner Ansicht nach definitiv im Abschwung eines Minizyklus, steht aber keineswegs vor einem drastischen Einbruch. Ein weiterer Auslöser für eine harte Landung wäre eine Krise im Bankensystem, für die ein Land wie China mit künstlich niedrig gehaltenen Zinsen besonders anfällig sein kann. Mit 3 Billionen US-Dollar an Devisenreserven ist China aber gegen eine solche Krise sehr gut gewappnet.

Wie groß ist das Risiko von globalen Rentenfonds?

Ich denke, es gibt keine risikofreie Anlage. Die Frage ist, ob man für eingegangene Risiken entschädigt wird. Die Lage ist zwar ernst, doch die Welt wird meines Erachtens nicht untergehen. Chancen gibt es immer, und mit langfristiger Perspektive können sie sich meiner Ansicht nach auszahlen.

Das Thema Inflation beschäftigt immer wieder.
Wie ist Ihre Meinung dazu?

Wenn die großen Volkswirtschaften Geld drucken und ihre Währungen dadurch abwerten, sucht sich das Publikum in der Regel Wertspeicher. Das Verpacken von Rohstoffen in Finanzinstrumente halte ich für eine direkte Folge dieser anhaltenden quantitativen Lockerungspolitik. Anziehende Rohstoffpreise machen sich gewöhnlich zuerst auf Schwellenmärkten bemerkbar, die stärker vom Rohstoffverbrauch abhängen und höhere Preise nicht so gut absorbieren können. Auf manchen dieser Märkte haben wir vorübergehend rückläufige Inflation festgestellt, doch sie ist immer noch ein Grundthema, das sich kaum verflüchtigen dürfte. In Anbetracht dieses außergewöhnlichen Experiments mit geldpolitischen Lockerungen müssen wir damit ausgesprochen defensiv umgehen.

Herr Hasenstab, herzlichen Dank für das Gespräch.